Den genetischen Ursachen chronisch entzündlicher Darmerkrankungen auf der Spur

  • 30.08.2005
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  • Redaktion

Mehrere Hundert Gene sind an der Entstehung der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind beteiligt. Das fanden Wissenschaftler des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) und des Kompetenznetzes-Darmerkrankungen heraus.

Die Kieler Forscher verglichen die Aktivität von mehreren Zehntausend Genen in der Darmschleimhaut gesunder und erkrankter Menschen. Ergebnis: Bei Morbus Crohn sind 500, bei Colitis ulcerosa 272 Gene unterschiedlich reguliert. Für circa 40 Prozent dieser Gene war bisher nicht bekannt, dass sie bei chronischen Darmerkrankungen eine Rolle spielen.

Für die meisten Gene konnten die Wissenschaftler feststellen, dass sie im kranken Gewebe weniger aktiv sind als in gesundem. Dadurch könnten die Zellen der Darmschleimhaut viele Funktionen nicht mehr ausführen. Bei Patienten mit Morbus Crohn seien durchschnittlich 84 Prozent der identifizierten Gene in ihrer Aktivität herabgesetzt - bei Colitis-ulcerosa-Patienten durchschnittlich 42 Prozent.

122 der gefundenen Gene spielen bei beiden Krankheiten eine Rolle. Die Aktivität dieser Gene ist dann ohne Ausnahme bei beiden Krankheitsformen entweder erhöht oder verringert, berichteten die Forscher. Ein Gen, das zum Beispiel bei Morbus Crohn mehr Aktivität zeigt, aber bei Colitis ulcerosa weniger aktiv ist, konnte nicht nachgewiesen werden. Das spricht dafür, dass beiden Darmkrankheiten der gleiche Entzündungsprozess zu Grunde liegt.

Die Wissenschaftler ordneten die gefundenen Gene verschiedenen Gruppen zu. Demnach lösen viele der auffälligen Gene eine gestörte Immunantwort aus. Bei der Colitis ulcerosa sind außerdem häufig Gene betroffen, die für Zellwachstum und -vermehrung verantwortlich sind. Wenn diese grundlegenden zellulären Prozesse gestört sind, kann Krebs entstehen - eine Komplikation, die bei Colitis ulcerosa als Spätfolge häufig auftritt.

Die Wissenschaftler gewannen durch die Studie tiefere Einblicke in die Krankheitsmechanismen chronisch entzündlicher Darmerkrankungen. Hiermit eröffnen sich neue Angriffspunkte für Therapien. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift PLoS Medicine unter www.plosmedicine.org veröffentlicht. (30.08.05)

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