Was Verpackung alles leisten muss

Interview mit Holger Zellmer

Prof. Dr. Holger Zellmer ist Studiendekan des Bereichs Digitale Print-Technologien an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. Sein Arbeitsgebiet Systemtechnik der Medienvorstufe berührt auch das Thema Verpackungsdesign. Im Interview spricht er über Entwicklungen im Bereich Lebensmittelverpackungen.

Kleine und kontrastarme Schrift, kurze Aufreiß-­Laschen, die eher ab­ als aufreißen, oder schwergängige Schraubverschlüsse – bei der Gestaltung von Lebensmittelverpackungen scheinen die Hersteller die Zielgruppe ältere Menschen nicht im Blick zu haben. Und das, obwohl dies eine wachsende Personengruppe mit großer Kaufkraft ist. Woran liegt das – oder täuscht der Eindruck?
Probleme mit der Lesbarkeit des Aufdrucks und dem Öffnen der Verpackung betreffen nicht nur ältere Menschen. Ich denke, jeder ist schon einmal an einem Jogurtbecher oder einer Wasserflasche verzweifelt. Für Hersteller ergibt es wenig Sinn, sich direkt auf die Zielgruppe Senioren zu fokussieren oder spezielle Produkte für ältere Menschen zu konzipieren. Zum einen nützt eine leicht zu öffnende Verpackung mit gut lesbarer Beschriftung allen Verbrauchern, zum anderen sehen sich die älteren Verbraucher heute selbst nicht als alt, sondern begreifen sich als aktive und agile Bevölkerungsgruppe. Für sie gilt das Motto: Alt sind immer die anderen.

Produkte speziell für Senioren oder nur mit Seniorenimage werden gemieden, weil niemand sich als „alt” outen will. Ich vergleiche das gerne mit Autos oder Mobiltelefonen: Ein Sports-Van lässt sich in der Generation 60+ viel besser verkaufen als ein Golf Plus. Ein Smartphone viel besser als ein Seniorentelefon. Beide Produkte spiegeln das sportliche und aktive Lebensgefühl der zunehmend älter werdenden Kunden besser wider.

Bei Lebensmitteln ist es ähnlich: Spezielle Produkte für Senioren werden vom Markt nicht akzeptiert. Der Versuch vor einigen Jahren, in Leipzig einen Lebensmittelmarkt speziell für Senioren zu betreiben, hat das bestätigt. Das Geschäft hat wieder geschlossen. Was für spezielle Kinderprodukte gut funktioniert, geht überhaupt nicht für Seniorenprodukte.



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 4/2020 von Seite S26-S28.

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