Umweltschutz: Palmöl auf immer mehr Produkten gekennzeichnet

Um immer mehr Flächen für die weltweit steigende Produktion von Palm- und Palmkernöl zu gewinnen, werden seit Jahrzehnten tropische Regenwaldgebiete gerodet. Der weiterhin zunehmende Einsatz von Palmöl als billiger Rohstoff mit günstigen Eigenschaften in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie ist daher kritisch zu sehen. Eine geänderte Kennzeichnungspflicht zur Herkunft pflanzlicher Fette und Öle seit Dezember 2014 soll es Verbrauchern in Deutschland nun ermöglichen, bewusst Produkte mit Palmöl meiden zu können.

Das aus der Ölpalme gewonnene Palmöl ist mit einem Anteil von einem Drittel am globalen Ölpflanzenanbau das weltweit wichtigste Pflanzenöl. Es ist preiswert, vielseitig nutzbar und weist günstige Eigenschaften für den Lebensmittelbereich auf (u. a. eignet es sich wegen seiner großen Hitze- und Oxidationsstabilität gut zum Braten und Frittieren). Da es zudem bei Zimmertemperatur fest ist und gute Schmelzeigenschaften hat, ist es Bestandteil vieler Lebensmittel und Kosmetika, bspw. Margarine, Kuchen/ Kekse, Chips, Suppen, Saucen oder Pommes Frites sowie Hautcreme, Seife, Sonnencreme, Körperlotion und Lippenstift. Aus Palmkernöl können Tenside hergestellt werden, die sich in Duschgels, Shampoos und in Wasch- und Reinigungsmitteln finden. Palm- oder Palmkernöl ist zudem in Schmiermitteln, Kerzen, Farben und Lacken enthalten.

Weltweit haben sich laut FAO die Anbauflächen seit 1990 verdoppelt, in Indonesien sogar verzehnfacht [1]. Es sind die dadurch hervorgerufenen Umweltschäden, die den Einsatz von Palmöl für immer mehr Produkte äußerst kritisch machen: Für neue Palmölplantagen v. a. in Indonesien und Malaysia wird Regenwald gerodet. Dabei wird zum einen durch die riesigen Monokulturen der Ölpalmplantagen die biologische Vielfalt in den betroffenen Regionen bedroht, mit allen bekannten Konsequenzen – dazu gehört u. a. das Verschwinden von Lebensräumen, z. B. für Orang-Utans und Tiger. Zum anderen fördert die Palmölproduktion die Klimaerwärmung: Da Regenwald auf Torfböden, wie man ihn z. B. in Indonesien findet, große Mengen an Kohlendioxid bindet, steigt durch Rodung der Gehalt an CO2 in der Atmosphäre. Indonesien ist so zum weltweit drittgrößten Treibhausgas-Emittenten geworden [2].

Seit über einem Jahrzehnt gibt es inzwischen Bemühungen um nachhaltige Palmölproduktion, zentral ist hierbei der Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) des WWF [2]. Es wird versucht, gemeinsam mit anderen Umweltschutzorganisationen, Händlern und Palmölproduzenten Standards zu entwickeln und durchzusetzen, die eine umweltschonende und nachhaltige Produktion fördern. Mit den bisherigen Ergebnissen ist aber selbst der WWF nicht zufrieden. RSPO-zertifiziertes Palmöl macht erst einen geringen Anteil des Weltmarktangebots aus, und auch bei RSPO-zertifizierten Betriebsflächen ist Kritikern zufolge ein nachhaltiger Anbau langfristig schwer zu überprüfen.

Es gilt daher, auch die Verbraucher zunehmend für die Problematik des Palmölanbaus zu sensibilisieren. Die neue Kennzeichnungspflicht für Palmöl in verpackten Lebensmitteln ist ein erster Schritt und wird von Umweltverbänden begrüßt. Bisher konnten Verbraucher nicht erkennen, ob Palmöl in einem Produkt enthalten ist, weil es sich hinter der Klassenbezeichnung „pflanzliches Fett/ Öl“ verstecken konnte. Mit Inkrafttreten der EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) am 13.12.2014 sind diese Klassenbezeichnungen nicht mehr ausreichend. Unmittelbar nach der Klassenbezeichnung in der Zutatenliste muss die spezielle pflanzliche Herkunft des Öls/Fetts aufgeführt werden, bspw. „Rapsöl“ oder „Palmöl“. Lebensmittel, die nicht entsprechend dieser Vorschrift gekennzeichnet sind, aber vor dem 13.12.2014 in Verkehr gebracht wurden, dürfen noch verkauft werden. Inzwischen findet sich die Kennzeichnung auf immer mehr Produkten. In einem nächsten Schritt wäre es nach Meinung des WWF wichtig, auch Kosmetika dementsprechend zu kennzeichnen.



Literatur:
1. WWF. Palmöl – Alleskönner mit Risiko. WWF (2011) URL: www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/HG_Palmoel.pdf  Zugriff 19.05.15
2. WWF. Palmöl – Segen oder Fluch? URL: www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/produkte-aus-der-landwirtschaft/palmoel / Zugriff 19.05.15

Quellen:
- WWF, Pressemeldung vom 11.12.2014
- Palmöl. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Palm%c3%b6l Zugriff 06.05.15
- www.lebensmittelklarheit.de/forum/palmoel  Zugriff 06.05.15

www.greenpeace.de
www.regenwald.org 

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 06/15 auf Seite M318.

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