Ernährungsformen und Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln bei Patienten mit Tumorerkrankungen

  • 11.03.2020
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  • Christina Holzapfel
  • Alexandra Kocsis
  • Benjamin Jaeckel
  • Marc Martignoni
  • Dagmar Hauner
  • Hans Hauner

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Peer-Review-Verfahren / Manuskript (Original) eingereicht: 04.06.2019 / Überarbeitung angenommen: 02.09.2019

Eine Befragung in onkologischen Schwerpunktpraxen

Einleitung

Die Ernährungsweise und der Ernährungsstatus können die Entstehung und den Verlauf von Tumorerkrankungen maßgeblich beeinflussen [1, 2]. Umgekehrt können Tumorerkrankungen selbst, z. B. durch mechanische Obstruktionen und tumorbedingte metabolische Veränderungen (z. B. Inflammation, katabole Stoffwechsellage) zu Veränderungen des Ernährungsstatus führen [2]. Patienten1 mit Krebs leiden häufig an den Nebenwirkungen der Tumortherapie, die u. a. zu Geschmacksveränderungen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen können [2, 3].

Ein reduzierter Ernährungsstatus wirkt sich negativ auf die Verträglichkeit der Krebstherapie und die Überlebenszeit aus, beeinträchtigt aber auch die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit der Patienten [4, 5]. Demzufolge ist eine adäquate Ernährungsversorgung bei Tumorpatienten ein essenzieller und prognoserelevanter Faktor. In den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM) zur Klinischen Ernährung in der Onkologie raten die Autoren zu einer ausgewogenen energie- und nährstoffreichen Vollkost [2]. Zusätzlich wurden konkrete Empfehlungen zur Ernährung bei Krebs vom World Cancer Research Fund (WCRF) in Zusammenarbeit mit dem American Institute for Cancer Research (AICR) erarbeitet und kürzlich aktualisiert [1].

Abstract

Hintergrund: Ernährung und Ernährungsstatus sind im Kontext von Tumorerkrankungen von großer Bedeutung. Für Deutschland liegen kaum Daten zur Ernährungsweise und Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) bei Krebspatienten vor. Daher war das Ziel der vorliegenden Erhebung, die Ernährungsweise und die Einnahme von NEM bei Krebspatienten in onkologischen Schwerpunktpraxen zu erfassen.
Methode: Mithilfe eines standardisierten Fragebogens wurden Patienten mit Tumorerkrankungen in 17 onkologischen Schwerpunktpraxen in Südbayern befragt. Neben der Erfassung von Diagnose, Therapie und des Gesundheitszustands wurde nach der Ernährungsweise, der ernährungsmedizinischen Versorgung und der Einnahme von NEM gefragt. Die statistische Auswertung erfolgte deskriptiv.
Ergebnisse: Insgesamt wurden die Datensätze von 765 Personen (60,9 % Frauen) ausgewertet. Die Teilnehmer waren im Mittel 63 ± 13 Jahre alt, der durchschnittliche Body-Mass-Index (BMI) betrug 25,2 ± 5,1 kg/m2. Die meisten Teilnehmer (91,9 %) berichteten eine Normalkost einzuhalten, wobei 9,2 % angaben, sich bei der Nahrungsmittelauswahl einzuschränken (z. B. keine Rohkost). Die Einhaltung klassischer Krebsdiäten nannten drei Personen. Etwa die Hälfte der Befragten (48,6 %) gab die Einnahme von NEM an. Am häufigsten nahmen diese Personen Mineralstoffe (56,7 %), Vitaminpräparate (52,4 %) und „andere“ NEM (35,5 %) ein, darunter bspw. pflanzliche Produkte oder homöopathische Mittel wie Globuli. Die Einnahme von NEM war bei Personen mit Brustkrebs (59,8 %) am häufigsten.
Schlussfolgerung: Nur wenige Personen mit Krebserkrankungen weisen Besonderheiten in ihrer Ernährungsweise auf, während etwa die Hälfte der Befragten NEM einnimmt. Die Ergebnisse dieser Erhebung unterstreichen die Notwendigkeit einer ernährungsmedizinischen Beratung von Patienten mit onkologischen Erkrankungen in der Routineversorgung.

Schlüsselwörter: Ernährungsverhalten, Nahrungsergänzungsmittel, Supplemente, Tumorerkrankung, Krebs



Peer-reviewed / Manuscript (original) received: June 04, 2019 / Revision accepted: September 02, 2019

Dietary habits and intake of nutritional supplements in patients of outpatient cancer clinics

Abstract

Background: Nutrition and nutritional status are of crucial importance in the context of cancer. There is almost no data available on dietary habits and use of nutritional supplements in patients with cancer in Germany. Therefore, the aim of this survey was to record dietary habits and use of nutritional supplements in patients of outpatient cancer clinics.
Method: Patients at 17 outpatient cancer clinics in southern Bavaria were surveyed using a standardized questionnaire. The patients were asked about their dietary habits, nutrition-related medical care and use of nutritional supplements in addition to their diagnoses, treatment and health status. The statistical evaluation was carried out using a descriptive approach.
Results: Data from a total of 765 people (60.9% women) was evaluated. The average age of the participants was 63 ± 13 years, and the average Body Mass Index (BMI) was 25.2 ± 5.1 kg/m2. Most of the participants (91.9%) reported that they followed a normal diet, but 9.2% reported that they placed some restrictions on the range of foods they consumed (e.g. no raw foods). Three people reported that they followed a classic cancer patient diet. About half of those surveyed (48.6%) reported taking nutritional supplements. The products most frequently used by these people were minerals (56.7%), vitamin preparations (52.4%) and “other” nutritional supplements (35.5%), for instance herbal remedies or homeopathic remedies such as globules. The use of nutritional supplements was most common in those with breast cancer (59.8%).
Conclusions: Only a few of the patients with cancer surveyed had any notable features in their dietary habits, but half of those surveyed took nutritional supplements. The results of this survey highlight the need for medical nutritional counseling as part of routine care for patients with oncological diseases.

Keywords: Dietary behavior, nutritional supplements, supplements, tumors, cancer

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Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 3/2020 von Seite M148 bis M156.

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