Editorial 10/2017: Ernährungstrends, Heilmittel-Richtlinie und Ingwer

Diese Ausgabe ist für uns eine ganz besondere, da das Heft zu unserer ersten Tagung der Ernährungs Umschau erscheint.

Bevor wir am 27. Oktober in Frankfurt unter dem Titel „Essen als Ideologie. Ernährungskommunikation in postfaktischen Zeiten“ in Vorträgen und Workshops erfahren, wie man mit ideologisch geprägten Esseinstellungen umgehen kann, diskutiert Thomas Schröder in diesem Heft die Grundlage für das Tagungsthema: Ernährungstrends. Der Konsum- und Ernährungssoziologe beschreibt Faktoren, die hinter einem anhaltenden Hype stehen: Neben der Abgrenzung von „der üblichen Ernährung“ braucht es eine kritische Masse, Informationsaustausch (digital macht’s möglich) und einen Markt. Menschen, die sich einem Ernährungstrend anschließen, genießen das gute Gefühl der Vereinheitlichung ihrer Wertehaltung; Essentscheidungen werden eingeschränkt und dadurch leichter. Warum gerade das Gesundheitsversprechen so wichtig ist und welche Gründe es noch fürs „Mitmachen“ gibt, erfahren Sie ab Seite M560.

Außerdem im Heft: Mario HELLBARDT vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) zeichnet nach, wie es zur Aufnahme der ambulanten Ernährungsberatung in die Heilmittel-Richtlinie des G-BA gekommen ist. Zwar gilt dies zunächst nur für (seltene) angeborene Stoffwechselerkrankungen, doch der Grundstein ist gelegt. Seinen Anfang nahm alles übrigens 2000 mit der Klage einer Diätassistentin (!), die mehrere Instanzen durchschritt, um Diättherapie als Heilmittel anerkennen zu lassen. Dass eine Einzelne so viel bewirken kann, inspiriert. Gleichwohl wird aber deutlich, wie steinig der Weg für die Ernährungsfachkräfte-Lobby ist. Machen wir uns also dafür stark, dass Ernährungsberatung in Zukunft so leicht abgerechnet werden kann wie bspw. Physiotherapie oder Logopädie! Die Basis hierfür könnte die konsequente Berücksichtigung des German-Nutrition Care Process sein, dem sich die zertifizierte Fortbildung widmet (ab S. M568).

In der „Berufspraxis“ (ab S. M584) stellen wir Ihnen die Anforderungen für den Bereich Qualitätssicherung/Qualitätsmanagement (QS/QM) vor und sprechen mit einer Ökotrophologin, die in diesem Feld tätig ist.

Hülsenfrüchte sind wichtige Proteinlieferanten, nicht nur für Vegetarier. In „Wissenschaft & Forschung“ erfahren Sie mehr über ihre Inhaltsstoffe (S. M550). Ein weiterer Beitrag behandelt die Wirkungen von β-Glucan aus Hafer und Gerste, für das bereits Health Claims zugelassen sind.

Passend zur Jahreszeit können Sie sich zudem über die Wirkungen unseres „Cover-Models“ Ingwer informieren. Wussten Sie bspw., dass das „Superfood“ nachweislich gegen Übelkeit hilft? Welche weiteren Effekte der in Ingwer enthaltenen bioaktiven Scharfstoffe belegt sind, hat Katharina GOERG ab Seite S43 recherchiert. Zu guter Letzt kann ich Ihnen noch verraten, dass das Ingwerstückchen, das ich bei Einreichung des Beitrags vor ein paar Monaten eingepflanzt habe, mittlerweile ein ansehnliches Pflänzchen geworden ist. Wenn sie das Heft in Händen halten, werde ich den Ingwer bereits geerntet haben – probieren Sie es doch auch mal aus!

Herzlichst, Ihre Stella Glogowski



Das Editorial finden Sie auch in Ernährungs Umschau 10/17 auf Seite M537.

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