Veränderte Sinneswahrnehmungen bei Menschen mit einer Krebserkrankung

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Peer-Review-Verfahren | Eingegangen: 09.03.2015 | Akzeptiert: 25.08.2015

Kulinarische Diskurse und ihre Wirkungen

Einleitung

Einschränkung der Sinnessysteme durch Krebs

Krebserkrankungen selbst, aber auch Therapie und Nachbehandlung, können sowohl zeitweilige als auch fortdauernde Störungen der Geruchs- und Geschmackssinne hervorrufen [1–3]. Diese Beeinträchtigungen in der sinnlichen Wahrnehmung reichen von völligen Geschmacks- und Geruchsverlusten bis hin zu nachhaltigen Abweichungen. Veränderungen können das Salz-, Sauer-, Süß- und Bitterschmecken betreffen, zu einem metallischen Beigeschmack führen oder mit einer generellen Abnahme der Geschmacksempfindungsfähigkeit einhergehen [1, 4].

Ferner verschieben sich Geschmackspräferenzen. „Spezifische Ursachen für Veränderungen in Geschmack und Geruch sind noch nicht eindeutig bestimmt“ [3]. Betroffene beklagen die verringerte Freude an Essen, Trinken und Genuss generell [3, 4]. Die Veränderungen können das alltägliche Leben beträchtlich beeinflussen und stellen für die Betroffenen wie auch für die Angehörigen oft eine große Belastung dar [3, 5, 6].

Zusammenfassung

Hintergrund der qualitativen Studie ist, dass Menschen, die an Krebs erkrankt sind, zeitweilige oder andauernde Störungen von Geruchs-, Geschmacks- und Konsistenzwahrnehmung erleiden können. Ziel der Untersuchung ist es, die individuellen und sozialen Auswirkungen dieser Veränderungen aus dem Blickwinkel der kulinarischen Diskursforschung zu betrachten. Hierzu wurden leitfadengestützte Interviews mit Krebsbetroffenen und Angehörigen geführt. Die Auswertung der Transkriptionen erfolgte in Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring. Es stellte sich heraus, dass Prozesse der Rückkehr in das gewohnte soziale Umfeld von Menschen mit krankheitsbedingten Veränderungen ihrer Wahrnehmung und Sinnessysteme von den jeweiligen kulinarischen Biografien und Auswirkungen der Ernährungsbildung beeinflusst werden. Diese bedingen maßgeblich die Bewältigungsstrategien und -muster der Betroffenen. In den Bemühungen der Wiederherstellung des individuellen (und auch partnerschaftlichen) kulinarischen Kohärenzsinns entdecken die Betroffenen meist, dass der Geschmack von Speisen mehr ist als gustatorische Wahrnehmung.

Schlüsselwörter: Krebserkrankung, kulinarische Diskurse, Sinneswahrnehmung, Kohärenzsinn, Ernährungsverhalten



Altered sensory perception among people living with cancer

Introduction

Impairment of sensory systems by cancer

Cancers, as well as cancer therapy and aftercare, can cause both temporary and permanent disturbances to the sense of smell and taste [1–3]. These impairments in sensory perception range from the complete loss of taste and smell to permanent alterations. Changes may affect the taste of saltiness, sourness, sweetness or bitterness, may result in a metallic aftertaste or be combined with a general decrease in taste ability [1, 4].

Taste preferences may also shift. Specific causes for changes in taste and smell have still not been clearly determined [3]. Those affected lament the reduced joy in eating and drinking and the consumption of food in general [3, 4]. These changes may have a considerable impact on everyday life and may often prove to be a heavy burden for those affected as well as for relatives [3, 5, 6].

Summary

This qualitative study is based on evidence that people living with cancer may suffer from temporary or permanent impairment of their perception of smell, taste and texture. The objective of this study is to examine the personal and social effects of these changes from the viewpoint of culinary discourse research. To this end, the study consisted of structured interviews with people living with cancer and their relatives. The transcripts were evaluated in accordance with Mayring’s qualitative content analysis. It turned out that the processes through which people with disease-related changes to their perception and sensory systems returned to their socio-cultural backgrounds were influenced by their respective culinary biographies and the effects of nutritional education. These significantly determined the coping strategies and patterns of those concerned. In their efforts to restore their individual (and also partnership-based) culinary sense of coherence, those affected generally discovered that the flavor of food is more just than gustatory perception.

Keywords: cancer, culinary discourse, sensory perception, sense of coherence, eating habits



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 01/16 von Seite 2 bis 7.

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