Editorial 7/17: Es geht um die Wurst.

… beziehungsweise erst einmal um deren Namen. Erst vor wenigen Wochen hat das Urteil des Europäischen Gerichtshofs hohe Wellen geschlagen in der ohnehin turbulenten Debatte um vegetarische und vegane Ersatzprodukte: Sojawurst und Seitanschnitzel dürfen ihre Namen behalten, Milch(produkt)bezeichnungen stehen aber unter einem anderen gesetzlichen Schutz und sind für pflanzliche Erzeugnisse tabu (S. M370).

Hersteller sollen eigene Bezeichnungen für pflanzliche Produkte finden – dabei würde eine „Soja- Sahne“ sicher eher im Einkaufswagen landen als Soja-„Fantasiename“. Wortneuschöpfungen können verwirren und vom Kauf abhalten. Zumal im Alltag sowieso von „Sojamilch“ und „Hanfjogurt“ gesprochen wird. „Das ist doch Käse!“, denken viele. Ist ein Bezeichnungsschutz wirklich ein Schutz der Bezeichnung, ein Schutz der Verbraucher, oder ein Schutz der Fleisch- und Milchindustrie?

In unserem Special geht es aber nicht nur um die Wurst, die Bezeichnungs-Debatte oder die Vegan-Diskussion. Wenn Sie wissen wollen, ob Ersatzprodukte eher als gesundheitsförderlich und umweltverträglich einzuordnen sind oder ihrem Ruf als „zusammengepampte“ Industrieprodukte, Zusatzstoffbomben und Verwirrungsstifter gerecht werden, ist der Beitrag ab S. M382 genau die Übersicht, die Sie für Ihren Berufsalltag brauchen. Das Special stellt Untersuchungen zu Inhaltsstoffen vegetarischer und veganer Wurst-, Fleisch- und Käseersatzprodukte vor. Zudem liefert es eine gesundheitliche Gesamtbetrachtung und bespricht den Beitrag der Alternativprodukte zur Versorgung mit kritischen Nährstoffen, insb. bei veganer Ernährung. Neben der gesundheitlichen berücksichtigen die Autorinnen auch die ökologische Ebene. Sie diskutieren zum einen den teils hohen Verarbeitungsgrad, betonen zum anderen jedoch die hohe Umweltverträglichkeit.

Da im Zuge des Veggie-Trends auch mehr Klienten Ernährungsberatung in Anspruch nehmen, die sich (und ihre Familie) vegetarisch oder vegan ernähren, haben wir zudem mit der in diesem Beratungsgebiet versierten Ernährungswissenschaftlerin Claudia THIENEL gesprochen (S. M390). Welche Nährstoffe sind bei einer pflanzlichen Ernährung besonders zu beachten? Welchen Beitrag liefern vegetarische und vegane Ersatzprodukte? Welche pflanzlichen Lebensmittel sind gute Proteinquellen? Was tun bei Klienten, die eine Lebensmittelallergie haben oder einer Risikogruppe zugeordnet werden? THIENEL gibt darüber hinaus Beispiele für konkrete Mahlzeiten, vom Frühstück über die Mittagsmahlzeit und Snacks bis hin zum Abendessen.

Es geht also doch nicht wirklich „um die Wurst“. Es geht uns um eine umfassende Vorstellung und Bewertung von vegetarischen und veganen Ersatzprodukten sowie um die Beratungssituation „vegetarisch/ vegan“. Also „ran an die Veggies“ in diesem Heft!

Ihre Stella Glogowski



Das Editorial finden Sie auch in Ernährungs Umschau 7/17 auf Seite M361.

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