Diabetes: Risiko für Übergewicht und Insulinresistenz bei Kindern von Müttern mit Diabetes Typ 1 erhöht

Diabetes mellitus Typ 1 gilt als die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter. Doch welche Rolle spielt die Krankheit, wenn die Betroffenen selbst einmal Kinder bekommen? Bislang ist bekannt, dass das Risiko für Diabetes Typ 1 bei Kindern von betroffenen Eltern weit höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. Es gibt aber auch Hinweise, „dass Kinder von Müttern mit Typ-1-Diabetes zusätzlich ein erhöhtes Risiko für das metabolische Syndrom tragen, da die zeitweise hohen Blutzuckerwerte im Mutterleib langfristige Auswirkungen auf den Stoffwechsel und das Körpergewicht der Nachkommen zu haben scheinen“, erklärt PD Dr. Andreas Beyerlein aus dem Institut für Diabetesforschung des Helmhotz Zentrum München. Diesen Aspekt wollten die WissenschaftlerInnen anhand von Daten aus Studien zu Kindern von Müttern mit Diabetes Typ 1 (Teendiab, Babydiab/Babydiet) genauer untersuchen. Ausgewertet wurden die Daten von 2800 Kindern, die einen erstgradigen Verwandten mit Diabetes Typ 1 hatten. Die Untersuchung ergab, dass Kinder von Müttern, die vor der Schwangerschaft an Diabetes Typ 1 erkrankt waren, einen signifikant höheren Body Mass Index, einen größeren Hüftumfang und einen höheren Nüchternglukosespiegel aufwiesen als Kinder von stoffwechselgesunden Müttern.

Das Risiko für Insulinresistenz war bei diesen Kindern signifikant höher, das Risiko für ein späteres Übergewicht bei den Teilnehmenden der Teendiab-Studie doppelt so hoch. Mögliche Störfaktoren (Confounder, u. a. sozioökonomischer Status der Mutter, höheres Geburtsgewicht) waren dabei bereits herausgerechnet. Um herauszufinden, inwiefern die Unterschiede durch grundlegende Änderungen im kindlichen Stoffwechsel verursacht wurden, erhoben die Forscher von 500 TeilnehmerInnen der TEENDIAB-Studie sogenannte Metabolomics-Daten. Dabei konnten sie allerdings keine durch mütterlichen Typ-1-Diabetes bedingten signifikanten Veränderungen hinsichtlich der Stoffwechselprodukte und -wege aufdecken.

Den Studiendaten zufolge haben Kinder von Müttern mit Diabetes Typ 1 insgesamt nicht nur ein größeres Risiko, selbst daran zu erkranken, sondern auch ein höheres Risiko für ein metabolisches Syndrom. „Daher wäre es ratsam, dass Kinder- und Jugendmediziner diesen Zusammenhang künftig im Kopf haben und frühzeitig auf entsprechende Warnsignale bei den betroffenen Kindern achten“, konstatiert Anette- Gabriele Ziegler, eine der StudienleiterInnen am Helmholtz Zentrum.

TEENDIAB-Studie

Die TEENDIAB-Studie beschäftigt sich mit der Entstehung des Diabetes mellitus Typ 1 während und nach der Pubertät. Über diesen Alterszeitraum gibt es weltweit noch sehr wenige Daten. Die TEENDIAB-Kinder wurden bis zum Alter von 18 Jahren begleitet und nachuntersucht. Dabei wurden Umwelteinflüsse wie Ernährung, Bewegung, psychosoziale Entwicklung, Pubertäts- und Gewichtsentwicklung erforscht. Alle Kinder wurden auf Inselautoantikörper untersucht, den Vorboten einer Typ-1-Diabeteserkrankung.

BABYDIAB-Studie

Die BABYDIAB-Studie der Forschergruppe Diabetes e. V., die 1989 als weltweit erste prospektive Diabetes-Geburtskohorte etabliert wurde, beobachtet mehr als 1650 Kinder von Eltern mit Typ-1-Diabetes von Geburt an über einen Zeitraum von inzwischen 25 Jahren. Das Ziel ist es zu ermitteln, wann Inselautoantikörper erstmalig auftreten, welche genetischen Faktoren und Umweltfaktoren ihre Entwicklung beeinflussen und welche Charakteristika der Autoantikörper am stärksten mit der Entwicklung von Diabetes Typ 1 assoziiert sind.

Literatur: 1. Pitchika A et al. (2018) Associations of maternal type 1 diabetes with childhood adiposity and metabolic health in the offspring: prospective cohort study. Diabetologia [DOI: 10.1007/s00125- 018-4688-x]
Quelle: Helmholtz Zentrum München, Pressemeldung vom 23.07.2018


Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 10/18 auf Seite M537.

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