Zu guter Letzt 03/15: Die Last mit dem Gewicht

Die überwältigende Mehrheit der Deutschen muss mit dem Abschluss des Körperwachstums feststellen, dass sich das Ausgewachsensein leider nur auf das Längenwachstum bezieht. Gelegentliche Blicke auf die Waage sind untrügliche Zeichen dafür, dass die steigenden Kleidergrößen nur durch ein Breitenwachstum bedingt sein können.

Und die Statistik lügt nicht: In diesem Land sind vom 35. Lebensjahr an normalgewichtige Männer, vom 55. auch normalgewichtige Frauen in der Minderheit. Und: Die Dicken werden immer dicker! Tagtäglich wurden ein paar nicht verbrauchte Kalorien für die partout nicht mehr kommen wollenden schlechten Zeiten in Form von Fettzellen gespeichert. Auf einmal stellt man fest: Ein neues Steady-State-Gewicht – ein (nur) in den Medien herumgeisterndes Wohlfühlgewicht – stellt sich nicht automatisch ein.

Zum Glück ist gerade Fastenzeit – nach dem Jahresbeginn ein weiterer geeigneter Zeitpunkt für einen Versuch, die überflüssigen Kilos in CO2 und Wasser aufzulösen.

Aber, die Auswahl an Diäten ist riesig: Von der modischen Sauerkrautsuppendiät, der Möhren-, Kohl-, oder Brotdiät über die Pfundskur, Null-, Crash- und andere Radikaldiäten, Mahlzeitenersatzprodukte bis hin zu Lauf- oder Schlaf-Dich-Schlank-Rezepten. Nach vielen vergeblichen Versuchen ist der Frust über das chronische Scheitern groß. In neun von zehn Versuchen sind die Pfunde nach spätestens einem Jahr wieder da. Aber was bringt schnellen und was bringt dauerhaften Erfolg?

Im Prinzip ist eine Bewertung ganz einfach: Je stärker die externen Kontrollmechanismen, desto größer ist der schnelle Erfolg. Eine Nulldiät ist immer erfolgreich, deutlich vor FdH und anderen stark energiereduzierten Diäten. Teure Mahlzeitenersatzprodukte bewirken zumindest eine partielle Energiereduktion. Ähnlich restriktiv und daher erfolgreich ist es, morgens-mittags- abends nichts außer Sauerkrautsuppe zu essen. Atkins- oder Low- Carb- oder Low-Fat-Diäten sind erfolgreich, weil sie den Esser ständig zwingen, über das Erlaubte und Nichterlaubte nachzudenken.

Leider sind die Langzeiterfolge oft bescheiden oder es droht gar der Jo-Jo- Effekt, wenn die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten nicht dauerhaft geändert wurden. Unterstützung durch Ernährungstherapeuten oder eine Gruppe stellt ebenfalls einen wirksamen Kontrollmechanismus dar und kann helfen, dauerhaft eine ausgeglichene Energiebilanz zu erreichen. Diese ist langfristig nur durch eine vollwertige, ausgewogene und an den aktuellen Energiebedarf angepasste Ernährung zu erreichen. Dies umzusetzen erfordert aber, dass wir unser Gehirn mit vertrauenswürdigen Informationen und Nachdenken über „Richtig Essen & Trinken“ belasten müssen. Und wir sollten die anstehende schöne Jahreszeit nutzen, uns mehr zu bewegen!

Ihr Helmut Heseker


Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 03/15 auf Seite M192.

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