Wissen & Handeln: Zur Akademisierung und Professionalisierung der Diätassistenten in Deutschland

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Daniel Buchholz, Jörg Meier, Neubrandenburg

Peer-Review-Verfahren | Eingegangen: 27.05.2014 | Akzeptiert: 24.02.2015

Einleitung
Während bei den Gesundheitsfachberufen der Gesundheits- und [Kinder]Krankenpflege, Altenpflege, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und des Hebammenwesens in Deutschland seit längerem berufsspezifische Bachelorstudiengänge existieren, entstehen diese für Diätassistenten1 erst seit kurzem [1, 2]. Berufsspezifische Bachelorstudiengänge für Gesundheitsfachberufe sind dadurch gekennzeichnet, dass sie neben einem fachspezifischen Bachelorabschluss zu einer Zulassung in einem Gesundheitsfachberuf führen, wie bspw. grundständige Bachelorstudiengänge in der Pflege, die gleichzeitig zur staatlichen Anerkennung zum Gesundheits- und Krankenpfleger führen, oder aber duale und additive Studiengänge, bei denen entweder die Ausbildung mit einem berufsspezifischen Studiengang verzahnt (dualer Studiengang) wird oder ein berufsspezifischer Studiengang auf die abgeschlossene Berufsausbildung aufsetzt wird (additiver Studiengang).

Derzeit existieren in Deutschland je ein duales und ein additives Studiengangkonzept für Diätassistenten. Beide schließen mit dem Bachelor of Science in Diätetik ab [1, 2]. Grundständige Studiengänge sind aufgrund des gültigen Diätassistentengesetzes von 1994 derzeit in Deutschland nicht möglich, da dieses in § 4 Abschnitt 2 regelt, dass die Ausbildung nur an staatlich anerkannten Schulen stattfinden kann. Mit Schulen sind jedoch nicht Hochschulen gemeint, sondern staatlich anerkannte Schulen für die berufliche Ausbildung von Diätassistenten [3]. An die nun einsetzende Akademisierung der Diätassistenten werden hohe Erwartungen geknüpft, wie die erleichterte Anerkennung der Berufsabschlüsse im [europäischen] Ausland und insbesondere die Verbesserung der Patientenversorgung [4].

Zusammenfassung

Im Gegensatz zum Ausland, wo Diätassistenten schon lange im tertiären Bereich ausgebildet werden, setzt die akademische Ausbildung von Diätassistenten in Deutschland erst jetzt ein. Die Akademisierung wird dabei häufig als elementar für die Professionalisierung der Diätassistenten angesehen. Allerdings fand bisher noch kaum eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Professionalisierung der Diätetik in Deutschland statt. Bezugnehmend auf professionstheoretische Ansätze sowie die Erfahrungen aus der Akademisierung anderer Gesundheitsfachberufe in Deutschland, geht dieser Artikel der Frage nach, ob und welchen Beitrag die Akademisierung der Diätassistenten zur Professionalisierung der Berufsgruppe und somit auch zu einer besseren Versorgung der Patienten leisten kann. Als Ergebnis kann festgestellt werden, dass die Akademisierung einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung der Diätassistenten und der Versorgung von Patienten und Klienten leisten kann. Zu beachten gilt jedoch, dass ein alleiniger akademischer Wissenszuwachs nicht zur Professionalisierung der Diätassistenten führt, sondern auch das Handeln von Diätassistenten von zentraler Bedeutung ist.

Schlüsselwörter: Diätetik, Professionalisierung, Akademisierung, Diätassisenten, Gesundheitsfachberufe


Knowledge & action: Academic education and professionalization of dietitians in Germany

Introduction
Although there have long been specific first degree courses in Germany for healthcare occupations in [pediatric] nursing, geriatric nursing, physiotherapy, occupational therapy, speech therapy and midwifery, these have only just been started for dietitians [1, 2]. First degree courses for specific healthcare occupations not only lead to a first degree specific to this occupation, but also to formal registration. For example, courses in basic nursing lead to official registration as nurse. There are also dual and additive courses, in which the education is either dovetailed with a course specific to an occupation (dual course), or in which a course specific to an occupation is added after the completion of occupational education (additive study course). There are now both dual and additive study course concepts for dietitians in Germany. Both of these conclude with a Bachelor of Science degree in dietetics [1, 2]. Because of the current 1994 Law on Dietitians, undergraduate courses are not now possible in Germany, as § 4 Section 2 of this law lays down that education may only take place at “officially recognized schools”. However, this does not mean universities, but officially recognized schools for the occupational education of dietitians [3]. There are high hopes of the new academic education of dietitians, including facilitated recognition of occupational qualifications in other [European] countries and especially improvements in patient care [4].

Summary

In contrast to other countries, where dietitians have been trained in universities for years, academic education for dietitians has just started in Germany. Academic education is then often regarded as being of fundamental importance for the professionalization of dietitians in Germany. However, there has hardly been any scientific discussion within Germany of the professionalization of dietitians. By employing sociological approaches to professionalization, together with experience in the academic education of other healthcare professions in Germany, the present article discusses whether and to what extent academic education for dietitians can support the professionalization of dietitians and thus help to improve patient care. It can be concluded that academic education can make an important contribution towards the professionalization of dietitians and the care of patients and clients. However, it must be emphasized that an increase in academic knowledge alone will not lead to the professionalization of dietitians; dietitians’ performances are also of central importance.

Key words: dietetics, professionalization, academic education, dietitians, healthcare professions


Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 05/15 von Seite 75 bis 80.

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