Einflussfaktoren auf das Beikostverhalten

  • 14.07.2016
  • Print-Artikel
  • Elisabeth Höld
  • Ariane Hitthaller
  • Petra Ruso
  • Alexandra Kolm

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Peer-Review-Verfahren │ Eingereicht: 03.03.2015 │ Angenommen: 27.01.2016

Teil 2: Einfluss des Migrationshintergrundes und des sozioökonomischen Status auf das Beikostverhalten bei Frauen aus Niederösterreich

Einleitung und Zielsetzung

Wie im ersten Teil der Publikation [1] beschrieben sind der optimale Zeitpunkt für die Beikosteinführung sowie die richtige Lebensmittelauswahl in den ersten Lebensmonaten von großer gesundheitlicher Bedeutung. Als nachteilige Einflussfaktoren auf das Beikostverhalten konnten neben einem jungen Alter der Mutter v. a. ein niedriger Bildungsoder sozioökonomischer Status (SoS) sowie ein Migrationshintergrund (MH) der Mütter identifiziert werden.

In der vorliegenden Studie wurde das Beikostverhalten unter Berücksichtigung des SoS von Frauen mit MH bei einer Stichprobe von Müttern in Niederösterreich1 analysiert und mit jenen ohne MH verglichen, sodass Auswirkungen bzw. Wechselwirkungen dieser Parameter auf das Beikostverhalten dargestellt werden können. Die Erhebung war Teil der Projektentwicklung „Babycouch – Bewusst von Anfang an“ der ARGEF GmbH (Arbeitsgemeinschaft Gesundheitsförderung GmbH)2; mit der Durchführung beauftragt wurde das österreichische Marketing-Forschungsunternehmen marketmind GmbH.

Die Ergebnisse sollen einerseits Lücken in der derzeitigen Forschung aufzeigen und andererseits durch die Identifikation vulnerabler Zielgruppen die Basis für die Gestaltung effizienter Maßnahmen und Empfehlungen im Bereich der Gesundheitsförderung schaffen.

1 Niederösterreich ist eines von neun österreichischen Bundesländern.
2 Die Arbeitsgemeinschaft Gesundheitsförderung GmbH (ARGEF) ist in den Bereichen Gesundheitsvorsorge, Gesundheitserhaltung und angewandte Gesundheitsförderung in Österreich tätig.

Zusammenfassung

Wie im ersten Teil der Publikation beschrieben, zählen Studien in Europa zufolge neben dem Bildungsstatus v. a. der Migrationshintergrund (MH) und der sozioökonomische Status (SoS) zu den relevanten Einflussfaktoren auf das Beikostverhalten. Die vorliegende Untersuchung ging der Frage nach, wie sich MH und SoS auf das Beikostverhalten auswirken bzw. wechselseitig beeinflussen.

803 Frauen wurden im Rahmen einer Bedarfsanalyse für das Projekt „Babycouch – bewusst von Anfang an“ der ARGEF GmbH (Arbeitsgemeinschaft Gesundheitsförderung) im österreichischen Bundesland Niederösterreich befragt.
8,6 % der befragten Frauen hatten einen MH und einen niedrigen SoS, 4,1 % einen MH und einen hohen SoS, 39,1 % keinen MH und einen niedrigen SoS und 48,2 % keinen MH und einen hohen SoS. Fast alle Mütter haben sich während ihrer Schwangerschaft zu Themen rund um die Ernährung des Babys informiert. Dabei zeigte sich, dass Informationsqualität und -quantität sowohl vom MH als auch vom SoS beeinflusst wurden. 11 % der befragten Mütter begannen zu früh, Beikost zu füttern. Das betraf v. a. Frauen mit MH. Die Mehrheit der Frauen setzte die österreichischen Beikostempfehlungen um. Es zeigte sich aber auch, dass Frauen mit MH, insbesondere jene mit einem niedrigen SoS, häufiger ungeeignete Lebensmittel und Getränke als Bestandteil der Beikost verwendeten.

Die Analysen unterstützen die Annahme, dass Mütter mit MH und/oder einem niedrigen SoS eine vulnerable Gruppe für ungünstiges Beikostverhalten darstellen und ihnen entsprechende Ernährungsinformationen angeboten werden sollten.

Schlüsselwörter: frühkindliche Ernährung, Beikost, Migration, sozioökonomischer Status, Gesundheitsverhalten



Peer-reviewed | Manuscript received: 03.03.2015 | Revision accepted: 27.01.2016

Determinants of complementary feeding behaviour

Part 2: Influence of migration background and socio-economic status on complementary feeding behaviour of women in Lower Austria

Introduction and objective

As described in the first part of the publication [1], the optimal timing of complementary feeding as well as the correct choice of food in the first months of life are of great importance for health. Along with a mother‘s young age most notably lower level of education or lower socio-economic status (SeS) as well as migrant background (MB) could be identified as adverse factors influencing complementary feeding behaviour.

In the present study, taking into account the SeS of women with an MB, the complementary feeding behaviour in a sample of mothers in Lower Austria1 was analyzed and compared with those without an MB, in order that the effects and interactions of these parameters on complementary feeding behaviour could be delineated. The survey was part of the Arbeitsgemeinschaft Gesundheitsförderung GmbH (ARGEF)2 project development „Baby couch – bewusst von Anfang an“. Implementation was entrusted to the Austrian marketing-research company marketmind GmbH.

The results should on the one hand show gaps in the current research, and on the other hand – through the identification of vulnerable target groups – provide the basis for designing more efficient measures and recommendations in the field of health promotion.

1 Lower Austria is one of nine Austrian provinces.

2 ARGEF GmbH = Arbeitsgemeinschaft Gesundheitsförderung GmbH is active in the areas of health care, health preservation and applied health promotion in Austria.

Summary

As described in the first part of the publication, according to studies in Europe, along with educational level, migrant background (MB) and socio-economic status (SeS) count as especially relevant factors influencing complementary feeding behaviour. The present study addresses the question of how MB and SeS affect and mutually influence complementary feeding behaviour.
In the framework of a needs analysis for the ARGEF GmbH project “Baby couch – bewusst von Anfang an”, 803 women were questioned in the Austrian province of Lower Austria.

Of the women surveyed 8.6% had an MB and a low SeS, 4.1% an MB and a high SeS, 39.1% no MB and a low SeS and 48.2% no MB and a high SeS. Almost all mothers had informed themselves during their pregnancy on topics related to their baby’s nutrition. It was thereby shown that information quality and quantity were influenced by MB as well as by SeS. Of the mothers surveyed, 11% began complementary feeding too soon. In particular, this affected women with an MB. The majority of the women followed the Austrian complementary feeding recommendations. However, it was also found that women with an MB, especially those with a low SeS, more frequently used unsuitable foods and beverages as part of complementary feeding.

The analyses supports the assumption that mothers with an MB and/or a low SeS constitute a vulnerable group for unfavourable complementary feeding behaviour, and that they should be offered appropriate information on nutrition.

Keywords: infant nutrition, complementary feeding, migration, socio-economic status, health behaviour



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 07/16 von Seite M386 bis M393.

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