Zu guter Letzt 08/15: Du bist, was du (Fettiges) isst

Mit der Erweiterung ist dieser altbekannte Spruch wortwörtlich zu interpretieren! Wussten Sie das nicht? In Fett-, Muskel- und Leberzellen haben gespeicherte Energiereserven in Form von Fett in früheren Zeiten unser Überleben in Zeiten mit karger Nahung gesichert. In Maßen ist dieser physiologische Mechanismus genial; in Übermaßen – und hier besonders in der falschen Zusammensetzung – mit einem bedeutsamen gesundheitlichen Problem verbunden (siehe auch Fettleitlinie der DGE). Unsere Nahrungsfette werden bekanntlich zwar im Rahmen der Verdauung in die jeweiligen Fettsäuren und Glyzerin hydrolysiert, aber nach erfolgter Absorption der Einzelbausteine gleich wieder in ähnlicher Kombination zusammengesetzt und irgendwo im Körper deponiert, sofern sie nicht direkt zur Energiegewinnung benötigt werden und den Körper dann in Form von CO2, H2O, Arbeit und Wärme wieder verlassen. In Fettgewebebiopsien und Lipidmembrananalysen spiegelt sich daher – quasi als Integral über die Zeit – bei Tier und Mensch sehr gut das langfristige Nahrungsfettsäuremuster wider. Zwei Beispiele sollen dies verdeutlichen: Werden Hühner oder Schweine mit fischölhaltigem Futter gefüttert, dann verweigern empfindliche Verbrauchernasen in der Regel aufgrund der kräftigen Fischnote deren Produkte, die Eier und den Schinken. Beim Menschen erfolgt dies analog: Eine Freundin, ihres Zeichens Chirurgin mit einer Vorliebe für Bauch-OPs, behauptet denn auch, mit verbundenen Augen beim Öffnen eines Bauches am Geruch der geöffneten Leibeshöhle zwischen bevorzugt Fisch essenden japanischen, Lamm bevorzugenden mediterranen und Schweinefett schlemmenden deutschen Patienten/innen unterscheiden zu können – bei „Wetten Dass“ hätte ich nicht gegen sie wetten mögen.

Mann und Frau kann – was vielen Zeitgenossen nicht bewusst ist, oder aber ausgeblendet und großzügig verdrängt wird – die eigene Körperzusammensetzung durch die Art der üblicherweise verzehrten Fette massiv beeinflussen. Vor dem Hintergrund der hohen gesundheitlichen Bedeutung des richtigen Fettsäuremusters in unseren diversen Körperfettreserven, in unseren Lipidmembranen und auch im intrazellulären Fett sollte auch dem Letzten dämmern, dass es keine gute Idee ist, sich bevorzugt von Frittier- oder Palmfetten, schweinefetttriefenden Würsten und gegrilltem Bauchfleisch zu ernähren, anstelle zu fettärmeren Fleischprodukten, fetten Meereskaltwasserfischen und hochwertigen pflanzlichen Ölen zu greifen – wo immer wir die Möglichkeit haben, unsere Körperzusammensetzung nachhaltig zu modellieren: in der häuslichen Küche, in Kantine, Restaurant, Imbiss, auf dem Jahrmarkt oder bei der nächsten Kreuzfahrt.

Ihr Helmut Heseker


Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 08/15 auf Seite 492.

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