Zu guter Letzt 04/15: Von Powerfrüchten, Wunderwurzeln und Vitalstoffbomben

Werden Sie in letzter Zeit auch öfter gefragt, was so gesund an Aҫai-Beeren ist? Und ob sich Ihr Bekannter doch besser Chia- statt Leinsamen ins Müsli streuen soll? Oder ob Matcha-Tee noch fitter und vitaler macht als gewöhnlicher Grüner Tee? Wenn ja, so haben Superfoods Einzug in Ihr Umfeld gehalten.

Das ist nicht verwunderlich, bei der Vielzahl von TV-Berichten, Blogs und Zeitschriftenartikeln zum Thema. Als erstes dachte ich dazu: Schon wieder ein reduktionistischer Trend, der suggeriert, dass Gesundsein und Gesundbleiben ganz einfach sei, nur an ein paar kleinen Stellschrauben müsse man drehen – nämlich lediglich ein paar einzelne Super-Lebensmittel verzehren. Eine bequeme Vorstellung. Aber machen Goji-Beeren „Schokopops“ „gesünder“? Was ist mit „gewöhnlichen“ Gemüse- und Obstsorten ohne Superhelden-Image wie Äpfeln, Karotten und Zwiebeln? Und wenn es Superfoods gibt – gibt es dann auch Bösewichte unter den Lebensmitteln? Es hieß doch immer: Die Dosis macht das Gift…?

Vergessen wir also über diesen Trend nicht, dass noch viel mehr Einfluss auf unsere Gesundheit nimmt als einzelne Super-Lebensmittel. Denn auch wenn wir wissen, dass eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und ein ausgeglichener, entspannter und glücklicher Lebensstil wünschens- und empfehlenswert sind – vieles, was Gesundheit oder Krankheit entstehen lässt, können wir nicht beeinflussen. Super- und Wunder-Lebensmittel schüren und festigen die Vorstellung, dass Krankwerden immer in der Schuld des Betroffenen liegt, nicht gesund, nicht aktiv genug gelebt zu haben, schlicht, sich nicht ausreichend um seine Gesundheit bemüht zu haben. Mit den sich in aller Munde befindlichen „Superfoods“ einfach kurzen Prozess zu machen, erscheint allerdings auch zu einseitig: Zu ihrer Verteidigung ist vorzubringen, dass neben neuartigen Lebensmitteln (Novel Foods) wie z. B. Chiasamen oder Baobab auch althergebrachte, regional und saisonal verfügbare Lebensmittel wie Rote Bete, Brennnesseln oder Heidelbeeren wieder in den Fokus rücken.

Der Trend zu Superhelden unter den Lebensmitteln kann also auch eine Chance sein, frühere Alltagshelden neu zu entdecken und ein wenig Inspiration zu schaffen für eine abwechslungsreichere, buntere Ernährungsweise.

Ihre Stella Glogowski


Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 04/15 auf Seite M248.

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