© Marina Vedernikova/iStock/Getty Images Plus
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Adipositas: Welchen Beitrag leistet das Gehirn zur Ernährungsverantwortung?

Wir sehen uns tagtäglich mit Reizen konfrontiert, die mit Essen assoziiert sind und den Verzehr von Nahrungsenergie stimulieren sollen. Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang das Gehirn? Welchen Einfluss hat es auf die kognitive Entscheidungsfindung und auf unser Essverhalten – sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene und insbesondere bei Adipositas? Dr. Annette Horstmann, Associate Professor Behavioural and Brain Sciences an der Universität in Helsinki, Finnland, beleuchtet das Zusammenspiel von Gehirn, Epigenetik und Umwelt mit Bezug zu Adipositas.

Einführung

Adipositas stellt in fast allen Regionen der Welt und mit steigender Tendenz eine Bedrohung für die Gesundheit aller Altersgruppen dar. Trotz großer Anstrengungen war die Suche nach wirksamen Gegenmaßnahmen bisher weitgehend erfolglos. Eine Ursache hierfür könnte in falschen Vorstellungen und Annahmen über die Verantwortlichkeit für das Problem Adipositas liegen.
Adipositas wird von der Gesellschaft und zum Teil auch von den Betroffenen als Folge ungünstiger individueller Entscheidungen gesehen, welche durch bloße Anstrengung von Willenskraft wieder rückgängig gemacht werden können. Die Betroffenen sollen „einfach weniger essen und sich mehr bewegen“. Damit wird die Verantwortung für die Prävention von Übergewicht bzw. Adipositas und auch für die Therapie beim Individuum gesehen.
Dass diese Fokussierung auf individuelle Verantwortung nicht so einfach umzusetzen ist, war in den vergangenen Jahrzehnten nahezu überall zu beobachten. Die Anerkennung von Adipositas als eine chronische wiederkehrende Krankheit wird seit einiger Zeit vorangetrieben, um eine Verlagerung der Verantwortung vom Individuum auf die Gesellschaft zu erreichen, z. B. von der Europäischen Union, u. a. durch die Initiierung und Förderung großer transnationaler Forschungsprojekte. Dies soll dazu beitragen, dass Präventions- und Therapieansätze auf gesellschaftlicher Ebene gedacht und konzeptualisiert werden. Damit wird die Verantwortung auf viele Schultern verteilt und die Stigmatisierung der Individuen nimmt zugleich ab.
Im Folgenden wird beleuchtet, welchen Beitrag das Gehirn durch seine zentrale Rolle beim Essverhalten und in der Entscheidungsfindung bei der Ernährungsverantwortung auf gesellschaftlicher und individueller Ebene leistet.



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 6/2022 auf den Seiten M314 bis M321.

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