Ernährungsgewohnheiten und Adipositas bei europäischen Kindern

  • 15.10.2018
  • Print-Artikel
  • Leonie H. Bogl
  • Maike Wolters
  • Claudia Börnhorst
  • Timm Intemann
  • Lucia A. Reisch
  • Wolfgang Ahrens
  • Antje Hebestreit

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Ergebnisse aus der IDEFICS/I.Family-Kohorte - korrigierte Version (Erratum)

Einführung

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass Unterschiede in der Ernährung maßgeblich zur gesundheitlichen Ungleichheit in Europa beitragen und dass Fehlernährung ein Hauptverursacher für die Krankheitslast insgesamt ist [2]. Weltweit belasten ernährungsbedingte Erkrankungen maßgeblich die Gesundheitsversorgung und verursachten allein im Jahr 2000 einen Verlust von über 56 Mio. gesunden Lebensjahren von Europäern [3]. Besonders besorgniserregend ist dabei der globale Anstieg an adipösen Kindern und Jugendlichen: Wenn der aktuelle Trend anhält, wird es im Jahr 2022 erstmals weltweit mehr adipöse als untergewichtige Kinder und Jugendliche geben. Global hat sich innerhalb von 40 Jahren die Anzahl adipöser Kinder und Jugendlicher von 11 Mio. im Jahr 1975 auf 124 Mio. im Jahr 2016 erhöht [4].

Die Ursachen für die Entstehung von Adipositas sind sehr komplex und die Krankheit wird grundsätzlich als multifaktoriell angesehen [5]. Eltern beeinflussen die Ernährung ihrer Kinder durch ihre eigenen Ernährungsgewohnheiten und durch das Nahrungsumfeld, das sie zu Hause schaffen [6]. Wissenschaftliche Belege weisen darauf hin, dass ungesunde Ernährung, sitzendes Verhalten und körperliche Inaktivität die Entstehung von Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter erheblich begünstigen [7, 8].

Abstract

Die IDEFICS/I.Family-Studie (finanziert durch das 6. und 7. Europäische Forschungsrahmenprogramm) hat das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen aus acht europäischen Ländern insbesondere im Hinblick auf Adipositas und ihre gesundheitlichen Folgen untersucht.

In fast allen Ländern machte der Zuckerkonsum mehr als 20 % der Gesamtenergieaufnahme aus. In Deutschland lag der entsprechende Anteil sogar bei 30 %. Zusammenfassend belegen unsere Ergebnisse, dass eine Verbesserung der Ernährungsqualität, charakterisiert durch einen hohen Verzehr von Obst, Gemüse und Vollkornprodukten und einen geringen Verzehr von zuckerhaltigen und industriell verarbeiteten Lebensmitteln, der Entstehung von kindlichem Übergewicht entgegenwirken kann. Zum Beispiel war das Ernährungsmuster „Gemüse und Vollkorn“, das durch eine hohe Aufnahme von Gemüse, Obst und Vollkornbrot gekennzeichnet ist, mit einem um 36 % niedrigeren Risiko für Übergewicht und Adipositas assoziiert. Ferner konnten Ähnlichkeiten im Ernährungsverhalten von Familienmitgliedern beobachtet werden. Ebenso wurde ein Zusammenhang zwischen niedrigem Sozialstatus und ungünstigen Ernährungsmustern von Kindern beobachtet.

Die Ergebnisse legen politische Maßnahmen nahe, um insbesondere Kinder aus sozial benachteiligten Familien darin zu unterstützen, sich gesünder zu ernähren und somit Übergewicht und Adipositas schon im Kindesalter vorzubeugen.

Schlüsselwörter: Kindergesundheit, Übergewicht, familiäres Essverhalten, Ernährungsmuster, sozioökonomischer Status



Peer-reviewed | Manuscript received: February 22, 2018 | Revision accepted: May 22, 2018

Dietary habits and obesity in European children1

Results from the IDEFICS/I.Family cohort

Abstract

The IDEFICS/I.Family study (financed by the 6th and 7th European Framework Programs for Research) has investigated the eating behavior of children and adolescents from eight European countries with particular regard to obesity and its health consequences.

In almost all countries, sugar consumption made up more than 20% of overall energy intake. In Germany the proportion was actually 30%. In summary, our results show that improving the quality of food consumed, i.e. increasing the consumption of fruits, vegetables and whole meal products and reducing sugar-added and industrially processed foods, may prevent the development of childhood obesity. A dietary pattern characterized by high levels of vegetables, fruits and whole meal bread, for instance, was associated with a 36% lower risk of overweight and obesity. Moreover, similarities could be seen between the dietary patterns of family members. An association was also observed between lower social status and unfavorable dietary patterns in children.

The results recommend political measures to support children, particularly those from socially disadvantaged families, to eat more healthily and thus prevent the development of overweight and obesity already in childhood.

Keywords: child health, overweight, familial resemblance, dietary patterns, socioeconomic status

1 Parts of this article were published in a similar form in 2017 [1].

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Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 10/18 von Seite M540 bis M545.

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