Lebensmittelsicherheit - Gemüsechips: Gebackene oder getrocknete statt frittierter Produkte wählen

Immer mehr Verbraucher kaufen oder fertigen Gemüsechips als Alternative zu herkömmlichen Kartoffelchips. Vor allem bei den Salz- und Fettgehalten sowie bei unerwünschtem Acrylamid bieten die Gemüsealternativen jedoch oftmals keine Vorteile gegenüber der Kartoffelvariante, außer es handelt sich um gebackene oder getrocknete Produkte (nicht frittiert).

Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA) hat im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung Gemüsechips auf ihre Zusammensetzung, auf Zusatzstoffe, Acrylamid und Schwermetallrückstände untersucht. Erfreulich sei, dass in keiner der Proben Zusatzstoffe wie Farbstoffe, Konservierungsmittel oder Schwefeldioxid, und auch keine Schwermetallrückstände gefunden wurden. Jedoch bestehen die untersuchten Gemüsechips zu etwa einem Drittel aus Fett und liefern rund 500 kcal pro 100 g. „Dies ist nur geringfügig weniger als in herkömmlichen Kartoffelchips. Damit stellen sie keine gesunde Alternative dar. Auch auf Grund des Salzgehalts von durchschnittlich 1,5 % sollten Gemüsechips nur ein gelegentlicher Snack bleiben“, so der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württembergs, Peter HAUK. Beim Kauf dieser Produkte sei in jedem Fall ein Blick auf das Zutatenverzeichnis und die Nährwertangaben zu werfen. Alternativ kann auf Produkte zurückgegriffen werden, die nicht frittiert, sondern gebacken oder, wie Apfelringe, getrocknet werden und daher kaum Fett enthalten.

Besonders unerfreulich erschien dem Minister der in den Untersuchungen gefundene Gehalt an Acrylamid, ein als krebserregend eingestufter Stoff, der beim Erhitzen und Rösten von wasserarmen Lebensmitteln entsteht und in den letzten Jahren in Zusammenhang mit Backwaren und Kartoffelchips in der Diskussion war.1 Bei den Untersuchungen habe sich eine große Schwankungsbreite zwischen den einzelnen Produkten gezeigt. Bei 8 Proben sei der Richtwert von 1 000 μg/kg überschritten worden, der für Kartoffelchips festgelegt sei und als Vergleich herangezogen wurde. Weitere 18 Proben wiesen Gehalte zwischen 500 und 1 000 μg/kg auf. „Süßkartoffeln sind wohl in erster Linie verantwortlich für die hohen Acrylamidgehalte. Der höchste Gehalt an Acrylamid wurde in einer Chips-Mischung aus Süßkartoffeln, Pastinaken und roter Bete festgestellt. Er betrug 1 700 μg/kg“, erläutert HAUK. Er fordert Minimierungsstrategien der Lebensmittelindustrie bezüglich Acrylamid vergleichbar den bereits erfolgreich eingesetzten bei Kartoffelchips oder Pommes Frites.

Quelle: Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Pressemeldung vom 21.08.2017

1 Ulrich-Rückert S (2016) Herstellungsbedingte Toxine in Lebensmitteln. Teil 1: Acrylamid/Glycidamid und Nitrat/Nitrit/Nitrosamine. Ernährungs Umschau 63(10): M594–M603



Gemüsechips bestehen meist aus Karotte, Pastinake, Süßkartoffel und Rote Bete – einzeln oder auch in Mischung. Auch Wirsingund Grünkohlchips sind im Handel erhältlich. Das Gemüse wird in dünne Scheiben geschnitten, meist in Öl frittiert und gesalzen.



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 10/17 auf Seite M541.

Das könnte Sie interessieren
Medienumschau 4/2024 weiter
Social Media und der Einfluss auf die Gesundheitskompetenz weiter
Hochschule Osnabrück entwickelt Handlungsempfehlungen gegen Lebensmittelverschwendung weiter
Globale Ernährungswende würde Gewinne in Höhe von mehreren Billionen US-Dollar erzielen weiter
Wirkung von Ballaststoffen auf die Gewichtsreduktion weiter
Folsäure kann angeborene Fehlbildungen verhindern weiter