Gesundheitsversorgung: Risikofaktor hoher Cholesterinspiegel

Die Gesundheitsversorgung in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ist schlecht auf die steigende Zahl von Menschen mit hohem Cholesterinspiegel vorbereitet.

Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität Göttingen untersuchte die Bedingungen in 35 dieser Länder. Hierfür werteten die WissenschafterInnen die Daten von rund 130 000 Befragten ab 15 Jahren aus – die Daten stammen aus 35 repräsentativen Erhebungen zwischen 2009 und 2018. Dabei analysierten sie, wie gut die Gesundheitssysteme den Versorgungsbedarf von Menschen mit Hypercholesterinämie decken [1].

Das Team ermittelte, wie viele Menschen an einem hohen Cholesterinspiegel leiden, wie viele dieser Menschen untersucht, diagnostiziert und behandelt wurden – und wie viele schließlich einen kontrollierten Cholesterinwert erreichten. Wie die Ergebnisse zeigen, war weniger als die Hälfte der Betroffenen auf Hypercholesterinämie untersucht worden. Nur etwa ein Drittel war sich ihres hohen Cholesterinwerts bewusst und erhielt eine medikamentöse Behandlung oder einen Rat zu einem entsprechenden Lebensstil. Zwei Drittel blieben damit ohne Behandlung. In Ländern mit höherem Einkommen sowie in Nord- und Südamerika, im östlichen Mittelmeerraum und in Europa ist der Versorgungsgrad tendenziell höher. Zu den relativ leistungsstarken Ländern gehören trotz niedrigerem mittleren Einkommen auch Sri Lanka und der Iran. Daraus lassen sich möglicherweise wichtige politische Lehren ziehen, um die Hypercholesterinversorgung in anderen Ländern zu verbessern, so die Autorinnen und Autoren der Studie.

Eine bessere Versorgung von Menschen mit Hypercholesterinämie wird durch billigere Testverfahren, patentfreie Medikamente und kostenlose Lebensstilberatung immer erschwinglicher, betonen die WissenschaftlerInnen. Dieses Potenzial müsse besser genutzt werden, um Krankheiten und Todesfälle zu verhindern.

Literatur
1. Marcus M et al: Unmet need for hypercholesterolemia care in 35 low- and middle-income countries: A cross-sectional study of nationally representative surveys. PLoS Medicine 2021. DOI: doi.org/10.1371/journal.pmed.1003841

Quelle: Georg-August-Universität Göttingen, Pressemeldung vom 11.11.2021



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 1/2022 auf Seite M9.

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