Anorexia nervosa: Teilnehmerinnen gesucht - App zur Behandlung von Magersucht

Um zu untersuchen, ob sich die Essstörung Magersucht mithilfe der Smartphone-App Jourvie Research besser behandeln lässt, suchen Wissenschaftler der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz Teilnehmerinnen aus Mainz und den umliegenden Regionen zwischen 12 und 19 Jahren, bei denen der Verdacht oder sogar die bestätigte Diagnose einer Anorexia nervosa besteht und die noch auf ihren ambulanten Therapieplatz warten.

Die vom Sozialunternehmen Jourvie entwickelte App soll es Betroffenen erleichtern, ihr Essverhalten und die damit verbundenen Gefühle digital und diskret zu protokollieren. Zudem bietet sie ihnen in psychischen Krisen Tipps, um diese zu überwinden. Ziel ist es, dass die Magersüchtigen ihr Gewicht erhöhen oder es zumindest halten, um ein lebensbedrohliches Ausmaß der Essstörung abzuwenden. Ob der Einsatz der App tatsächlich zu einer Gewichtsstabilisierung führen kann, erforschen Wissenschaftler seit 2016 in der vom Mainzer Diplom-Psychologen David Kolar konzipierten randomisiert-kontrollierten SELTIAN-Studie in Mainz, der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Johanniter-Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie Neuwied. Der Abschluss der ersten Pilotstudie ist für Ende 2017 geplant.



Teilnehmerinnen der SELTIAN-Studie erhalten die Möglichkeit, bereits während der Wartezeit dem Fortschreiten ihrer Erkrankung mit professioneller Hilfe entgegenwirken zu können. Mit der einen Gruppe führen Psychologen alle zwei Wochen psychiatrische Einzelgespräche durch und besprechen mit ihnen deren Essprotokolle. In der App-Version, die in der Studie eingesetzt wird, werden die Protokolle nach jedem Ausfüllen automatisch an die Therapeuten verschickt, sodass diese bereits vor dem Gesprächstermin vollen Einblick in die aktuellen Themen der Patientin erhalten. Darüber hinaus entwickeln sie gemeinsam individuelle Strategien zur Gewichtsstabilisierung, neue Lösungen für schwierige Situationen und analysieren Erfolge und Misserfolge.



Literatur:

1. Kolar et al. (2016) Bridging the gap: smartphone-based support between sessions for adolescent outpatients with Anorexia nervosa – a randomized controlled trial protocol. Eur Eat Disord Rev 24: E21

Kontakt:
Dipl.-Psych. David Kolar
E-Mail: david.kolar@unimedizinmainz.de  

Quelle: Universitätsmedizin der Universität Mainz, Pressemeldung vom 03.03.2017



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 4/17 auf Seite M183.

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