Zirkadiane Rhythmik: Gestörter Glukosestoffwechsel - kohlenhydratreiches Abendessen meiden

Die so genannte innere Uhr, die zirkadiane Rhythmik, reguliert u. a. die Stoffwechselprozesse von Kohlenhydraten (KH), Fetten und auch, wie Menschen mit einer Glukosestoffwechselstörung auf KH-reiches Essen reagieren. Um mehr über die physiologischen Mechanismen zu erfahren, führten Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) eine Ernährungsstudie durch [1].

Da bei Frauen die Untersuchung zirkadianer Rhythmen aufgrund des Menstruationszyklus erheblich erschwert ist, nahmen lediglich 29 Männer an der Studie teil. Sie waren im Schnitt 46 Jahre alt mit einem durchschnittlichen Body-Mass-Index von 27 (= normal bis stark übergewichtig). 11 der 29 Männer hatten eine Glukosestoffwechselstörung (= erhöhte Nüchtern-Blutglukosewerte oder langsam absinkende Blutglukosewerte nach Glukosebelastungstest).

Die Studienteilnehmer hielten für jeweils vier Wochen zwei unterschiedliche Diäten ein, die dieselbe Menge an Energie, Kohlenhydraten, Fetten und Protein lieferten (=> Kasten), jedoch aßen Studienteilnehmer nach Diätplan A von morgens bis 13.30 Uhr KH-betont und von 16.30 bis 22.00 Uhr fettbetont. Nach Diätplan B verzehrten sie vormittags fettreiche und nachmittags und abends KH-reiche Speisen. Begleitend untersuchten die Wissenschaftler verschiedene Stoffwechselwerte.

„Wie unsere Studie zeigt, ist es zumindest für Männer mit einer Zuckerstoffwechselstörung relevant, zu welcher Tageszeit sie eine KH-reiche Mahlzeit verzehren. Verglichen wir die nach den beiden Diäten gemessenen Blutzuckerwerte, so lagen ihre Blutzuckerspiegel nach Diät B um durchschnittlich 7,9 % höher als nach Diät A, bei der die Teilnehmer abends fettbetont aßen. Interessanterweise konnten wir diesen Effekt bei den gesunden Männern nicht beobachten, obwohl wir generell sowohl bei den gesunden als auch den vorbelasteten Personen eine Abnahme der Glukosetoleranz im Tagesverlauf feststellten“, sagt Erstautorin KEßLER.

Des Weiteren sanken bei vorbelasteten Personen parallel zur nachmittäglichen Abnahme der Glukosetoleranz die Blutspiegel von Glucagon-like peptide-1 (GLP-1) und Peptid YY (PYY) wesentlich stärker ab als bei gesunden Probanden. Diese Darmhormone tragen zur Regulation des Glukosestoffwechsels bzw. des Körpergewichts bei.

„Die zirkadiane Rhythmik der Hormonausschüttung beeinflusst also, wie wir auf KH reagieren“, so Endokrinologe Prof. PFEIFFER, der die DIfE-Abteilung Klinische Ernährung leitet. Daher empfehlen sie insbesondere Menschen, die unter einer Störung des Glukosestoffwechsels leiden, am Abend KH-reiche Mahlzeiten zu meiden.

Literatur: 
1. Kessler K et al. (2017) The effect of diurnal distribution of carbohydrates and fat on glycaemic control in humans: a randomized controlled trial. Sci Rep [DOI: 10.1038/srep44170]

Quelle: DIfE, Pressemeldung vom 09.03.2017



Bei beiden Diäten lag der Gesamtanteil der KH an der Energiezufuhr bei 50 Energieprozent (En%), der der Fette bei 35 En% und der des Proteins bei 15 En%, was einer ausgewogenen Ernährung entspricht. Jeweils 50 % der aufgenommenen Energie entfiel auf die KH- bzw. die fettreiche Phase.

KH-reich: KH 65 En%, Fette 20 En%, Proteine 15 En%
fettreich: KH 35 En%, Fette 50 En%, Proteine 15 En%



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 4/17 auf Seite M184.

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