Psychologie des Fleischessens: Fleischessen aus Überzeugung

Ist der Konsum von Fleisch nicht nur eine Frage des Geschmacks? Die „Karnismus“-Theorie von Melanie JOY postuliert, dass es auch ein Überzeugungssystem gibt, das Menschen darauf konditioniert, bestimmte Tiere zu essen, während andere, bspw. Haustiere, als nicht essbar gelten. Diese so genannten karnistischen Überzeugungen wurden nun empirisch untersucht [1].

Wissenschaftler/-innen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und der beiden US-amerikanischen Universitäten Cornell University (Ithaca) und University of Massachusetts (Boston) beschäftigten sich mit den Überzeugungen von Fleischkonsumenten im Rahmen von drei Studien mit knapp 1 000 Teilnehmern. Tamara PFEILER vom Psychologischen Institut der JGU und Christopher MONTEIRO von der Cornell University erarbeiteten einen Fragebogen, das „Karnismus- Inventar“, um bestimmte Positionen zu überprüfen. Abgefragt wird etwa, ob Menschen weiterhin Fleisch essen sollten, weil sie dies schon seit Jahrtausenden tun, ob Fleischessen besser für die Gesundheit ist, ob die Fleischproduktion dazu führt, dass Tiere leiden, oder auch ob Menschen das Recht haben, Tiere zu töten.

Die Ergebnisse zeigen, dass Fleischkonsum nicht nur reine Geschmackssache ist, sondern auch mit „karnistischen Glaubenssätzen“ einhergeht, die das Töten und Essen von Tieren rechtfertigen. Diese Rechtfertigungsstrategien zeigten einen Zusammenhang mit der Höhe des Fleischkonsums. Dem Fleischverzehr positiv gegenüberstehende Überzeugungen waren außerdem an eher konservative gesellschaftspolitische Ansichten gekoppelt, die Hierarchien zwischen menschlichen Gruppen befürworten.

Ob die in der Studie gefundenen Zusammenhänge auch kausal sind und wie genau karnistische Überzeugungen, Fleischkonsum und die Befürwortung von Hierarchien zusammenhängen, sollen zukünftige Studien zeigen.

Literatur:
1. Monteiro CA, Pfeiler TM, Patterson MD et al. (2017) The Carnism Inventory: measuring the ideology of eating animals. Appetite [DOI: 10.1016/j.appet.2017.02.011]

Quelle: Universität Mainz, Pressemeldung vom 04.04.2017



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 5/17 auf Seite M251.

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