Rezeptdatenbanken Online-Rezepte meist ungesünder als Fertiggerichte und Kochbuch-Rezepte

Ein internationales Forscherteam mit Mitgliedern der Universitäten Regensburg, Wien und Northumbria hat über ein Jahr lang Daten von über 5 200 Rezepten eines führenden Online-Rezeptportals mit Rezepten aus fünf populären Kochbüchern und 100 britischen Fertiggerichten verglichen [1].

Das Team um Prof. Dr. David ELSWEILER, Professur für Informationslinguistik an der Universität Regensburg, verglich zunächst die Ernährungsmerkmale von auf der beliebten Online-Rezeptplattform Allrecipes.com veröffentlichten Rezepten mit Rezepten aus Jamie Oliver-Kochbüchern und den Rezepturen gängiger Fertiggerichte aus britischen Supermärkten. Zur Beurteilung des Gesundheitsfaktors eines Gerichts legten sie die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der UK Food Standards Agency veröffentlichten Ernährungsrichtlinien zugrunde.

Die Online-Rezepte waren ungesünder als Rezepte aus populären Kochbüchern und auch ungesünder als die untersuchten Fertiggerichte. Nur 6 der insgesamt 5 237 analysierten Allrecipes.com-Rezepte erfüllten vollständig die WHO-Richtlinien. Die Richtlinien u. a. für Fett, gesättigte Fettsäuren und Ballaststoffe wurden in den Online-Rezepten seltener eingehalten. Hinsichtlich des Zuckergehaltes unterschieden sich die Rezepte jedoch nicht signifikant. Die Auswertung von über 1 Mio. Ratings und Bookmarks in Allrecipes.com zeigte zudem, dass ungesunde Rezepte nicht nur deutlich besser bewertet wurden als gesunde, sondern auch deutlich häufiger von den Benutzern kommentiert, gebookmarkt oder bewertet wurden. Dieses Ergebnis hat weitreichende Konsequenzen, bedenkt man, dass bspw. die auf Amazon verwendeten Algorithmen darauf aufbauen, beliebte (= häufig gut bewertete) Gegenstände zu empfehlen. ELSWEILER et al. stellen in ihrer Publikation [1] eine neue Methode vor, mit der gesunde Rezepte besser bewertet werden können, ohne dabei die Präzision der Empfehlungen stark zu beeinflussen.  

Literatur:
1. Trattner C et al. (2017) Estimating the healthiness of internet recipes: a crosssectional study. Front Public Health [doi.org/10.3389/fpubh.2017.00016]

Quelle: Universität Regensburg, Pressemeldung vom 06.04.2017



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 5/17 auf Seite M253.

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