Leserbriefe zum Beitrag „Algen und Algenprodukte als neuartige Lebensmittel“ - Antwort der Autorin

Antwort der Autorin

Vielen Dank für Ihr Lob und auch für Ihre hilfreichen Anmerkungen zum Artikel über Algen und Algenprodukte [1]. Dazu möchte ich meinerseits gerne anmerken, dass ich zum einen gerade wegen des Aspektes möglicher potenzieller Risiken durch einen zu hohen Verzehr oder einer fälschlicherweise angenommenen adäquaten Bedarfsdeckung durch kleinere Portionen Algen in meinem Fazit schreibe, dass Algen lediglich als Ergänzung zu einem ansonsten ausgewogenen Speiseplan von Vorteil sein können und dass eine adäquate Zufuhr, besonders von Vitamin B12, nicht über den Verzehr von Algen sichergestellt werden sollte.

Andererseits ist es aber tatsächlich so, dass verschiedene Algenarten – auch in einer Portion (ca. 8 g Trockenprodukt) – vergleichbare Mengen verschiedener wertgebender Inhaltsstoffe enthalten wie terrestrische tierische oder pflanzliche Lebensmittel. Eine Portion Porphyra (Seegras) bspw. enthält pro Portion 2,24 g Protein und 3,52 μg Vitamin B12, eine Portion fettarmer Jogurt laut Bundeslebensmittelschlüssel (BLS) 3,5 g Protein und 0,4 μg Vitamin B12. Im Hinblick auf Ballaststoffe ist die Angabe zur Deckung von 10 % der täglich empfohlenen Aufnahmemenge z. B. vergleichbar mit 100 g Karotten oder Paprika (roh). 100 g Kartoffeln (gekocht) enthalten laut BLS sogar weniger und tragen mit 1,56 g Ballaststoffen 5 % zum von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) angegeben Richtwert von 30 g/Tag bei. Von diesen Lebensmitteln wird in Deutschland natürlich mehr verzehrt als Algenprodukte und deswegen tragen sie auch in größerem Maß zur Bedarfsdeckung bei. Des Weiteren ist es selbstverständlich so, dass keine Algenart – sowie kein anderes Lebensmittel allein – alle für den Menschen essenziellen Inhaltsstoffe in einer oder mehreren Portionen enthält.

Speziell zur Thematik Vitamin B12 möchte ich Frau WEDER und Herrn KELLER noch einmal für die Verdeutlichung danken, dass der Verzehr von Algen oder Algenprodukten als Nahrungsergänzungsmittel von Vegetariern und Veganern nicht als Garantie genommen werden kann, dass damit ihr Bedarf an Vitamin B12 gedeckt ist. Wie die beiden Leser/-innen anmerken, gibt es keine Studien, die die Bioverfügbarkeit dieses Vitamins aus Algen für den Menschen in ausreichender Form belegen können. Und wie ich auch bereits in meinem Artikel erwähnt habe, schwanken in natürlichen Algenprodukten die Gehalte an diesem und anderen Vitaminen und Mineralstoffen teilweise stark.

Die Art, wie Verbraucherinnen und Verbraucher – ob sie vegetarisch oder vegan leben oder nicht – ihre Zufuhr an lebenswichtigen Vitaminen und Mineralstoffen sowie an Ballaststoffen und anderen potenziell gesundheitsförderlichen Inhaltsstoffen decken, sollte – wie bereits erwähnt – selbstverständlich immer ausgewogen und abwechslungsreich sein. Es ist gut, dass Sie, Frau SCHILLING, noch einmal verdeutlichen, dass sich natürlich keiner in „trügerischer Sicherheit“ wiegen sollte, nur weil er/sie sehr häufig oder auch nur ab und zu Algen(-produkte) verzehrt.

Weiterhin sollte hier abschließend noch verdeutlicht werden, dass es zu Algen keine „empfohlene Aufnahmemenge“ gibt, wie Frau SCHILLING schreibt. Es gibt ja keinen „Bedarf“ an Algen. Die Angabe von 8 g/Tag Trockenprodukt stellt lediglich eine durchschnittliche Portionsgröße dar.

Literatur:

1. Knies JM (2017) Algen und Algenprodukte als neuartige Lebensmittel. Ernährungs Umschau 64(2): M84–93

Dr. Jana Maria Knies
Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit
Universität Paderborn
E-Mail: jana.knies@upb.de 



Diese Leserbrief-Antwort finden Sie auch in Ernährungs Umschau 7/17 auf Seite M373.

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