Nachhaltigkeit: Lebensmittel mit Klimalabel überprüft

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat im Dezember 2021 Ergebnisse eines Marktchecks zu Klimalabeln veröffentlicht. Diese sollten VerbraucherInnen helfen, ihren Konsum von Lebensmitteln klimafreundlicher zu gestalten. Dabei können die durch ein Produkt entstandenen CO2-Emissionen beziffert oder ein Lebensmittel als „klimaneutral“ bzw. „klimapositiv“ gelabelt werden. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat elf derzeit erhältliche Produkte mit Klimalabel im Rahmen eines Marktchecks unter die Lupe genommen und deren Anbieter dazu befragt.

Gut fürs Klima trotz tierischer Inhaltsstoffe?
„Ein Lebensmittel ist dann besonders klima- und umweltfreundlich, wenn dessen Zutaten, die Herstellung und der Transport wenig Energie verbrauchen“, sagt Jana Fischer von der Verbraucherzentrale Hamburg. Die Produktion der Rohstoffe ist bei Lebensmitteln häufig die größte Treibhausgasquelle. Produkte tierischen Ursprungs seien hinsichtlich ihrer Klimabilanz grundsätzlich als problematischer einzustufen. Trotzdem sind Klimaneutral-Label auf Hähnchenfilets, Pizza mit Salami sowie Kuhmilch zu finden. „Mit dem Kauf von solchen Produkten tut man dem Klima keinen Gefallen, auch wenn die Siegel etwas anderes vermuten lassen“, so Fischer.

Gut fürs Klima trotz konventioneller Landwirtschaft?
Klimalabel bilden ausschließlich den Aspekt der CO2-Emissionen ab. Die Aussage eines solchen Labels ist daher klar abzugrenzen von der eines Bio-Labels, mit dem ökologisch erzeugte Lebensmittel gekennzeichnet werden. Einige Lebensmittel des Marktchecks bestehen ausschließlich aus konventionell angebauten Rohstoffen. „Ein Klimalabel kann Produkte nachhaltiger wirken lassen als sie tatsächlich sind, insbesondere wenn die Verpackung im passenden Öko-Look gestaltet ist“, warnt Fischer.

Gut fürs Klima trotz Einwegverpackungen?
Problematisch für die Klimabilanz können laut Fischer auch Packungen sein, die als Einwegbehältnisse wertvolle Ressourcen verschwenden. In dieser Hinsicht vorbildlich ist bspw. die Verwendung neutraler Mehrwegflaschen und -kisten, sodass diese von allen Getränkeunternehmen genutzt werden können.

Vermeiden statt nur kompensieren
Um ihre Klimabilanz zu verbessern, gleichen die meisten angefragten Unternehmen entstandene Treibhausgase durch sog. Kompensationsprojekte aus. Mit diesen werden oft gefördert: Waldschutz, erneuerbare Energien oder ähnliche Maßnahmen im globalen Süden. Nur wenige Anbieter können auch Kompensationsprojekte in Deutschland vorweisen.
„Im Sinne von Umwelt und Klima handeln Anbieter aber v. a. dann, wenn sie CO2-Emissionen nicht nur kompensieren, sondern den Ausstoß der schädlichen Gase grundsätzlich senken“, erklärt Fischer. Das könne bspw. durch mehr Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energien in der Produktion geschehen oder die Umstellung des Sortiments hin zu mehr pflanzenbasierten Produkten. „Wie ernst es Unternehmen mit dem Klimaschutz wirklich ist, lässt sich oft erst auf den zweiten oder sogar dritten Blick erkennen“, so Fischer. Aussagekräftige Klimalabel seien für VerbraucherInnen daher besonders wichtig.

Transparenz oft ungenügend
„Für die Auswahl klimafreundlicher Produkte im Supermarkt sind die meisten überprüften Label ungeeignet, weil sie nicht helfen, die richtige Wahl zu treffen“, meint Fischer. Nur bei zwei der elf untersuchten Produkte können VerbraucherInnen direkt auf der Verpackung ablesen, welche CO2-Emissionen ihr Konsum verursacht. Bei zwei weiteren Produkten lässt sich diese Information zumindest von der Website der Unternehmen abrufen. Für alle übrigen Lebensmittel des Marktchecks gibt es keine konkreten Zahlen, sondern höchstens Links und QR-Codes, die Auskunft über den gesamten CO2-Ausstoß des Unternehmens geben und die dazugehörigen Kompensationsprojekte.
„Ein gutes Klimalabel muss intuitiv Orientierung geben, damit es beim routinierten Einkauf eine Wirkung entfaltet. Die CO2-Tonnen der Unternehmen helfen da nicht weiter“, sagt Fischer. „Ein einheitliches, staatliches Klimalabel mit konkretem Bezug zum Produkt und verbindlichen Kriterien sollte das Ziel sein, um VerbraucherInnen ein wirksames Werkzeug an die Hand zu geben.“

Weitere Informationen zum Marktcheck:
 www.vzhh.de/marktcheck-klimalabel

Quelle: Verbraucherzentrale Hamburg e. V., Pressemeldung vom 01.12.2021



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 3/2022 auf Seite M130.

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