Gesundheitsförderung: „7 Berliner Thesen“ zur Förderung gesunden Aufwachsens

Anlässlich des Kongresses „Gesund aufwachsen“ stellte die Plattform Ernährung und Bewegung e. V. im Mai „Berliner Thesen“ zur Förderung eines gesunden Aufwachsens vor.

Dabei spannen die Berliner Thesen einen Bogen vom Stellenwert des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens der ersten 1 000 Tage für die lebenslange Gewichtsentwicklung über die Verknüpfung von Verhaltens- und Verhältnisprävention in den Lebenswelten von Familien bis hin zur stärkeren Verankerung der Alltagsbewegung und von Maßnahmen gegen den sitzenden Lebensstil in der Gesundheitsförderung. Darüber hinaus werden die Gemeinschaftsverpflegung und Ernährungsbildung sowie die Erreichbarkeit und Beteiligung von sozial Benachteiligten und der Wert von Projekten zur Entwicklung und Erprobung neuer Ansätze der Gesundheitsförderung (≠ so genannte Projektitis) berücksichtigt.

Quelle: peb, Pressemeldung vom 15.05.2017



Sieben Berliner Thesen zur Förderung gesunden Aufwachsens

1. Multifaktorielle Voraussetzungen
Um Übergewicht/Adipositas erfolgreich präventiv entgegenzuwirken, sind ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung als zentrale Faktoren zu berücksichtigen. Daneben müssen weitere Faktoren (z. B. Stressbewältigung, geregelter Tagesrhythmus, Schlaf und psychische Gesundheit) beachtet werden. Somit sind multifaktorielle Voraussetzungen zu erfüllen, um gesundes Aufwachsen zu ermöglichen.

2. 1 000 Tage
Insbesondere die ersten 1 000 Tage prägen die Gewichtsentwicklung ein Leben lang. Daher sollten alle relevanten Akteure (Frauen- und Kinderärzte, Hebammen, Erzieher) zusammenarbeiten, um Eltern zu stärken.

3. Verhalten & Verhältnisse
Erfolgreiche Gesundheitsförderung muss beim Verhalten und den Verhältnissen in den Lebenswelten von Kindern ansetzen: in Elternhäusern, Kitas, Schulen und Kommunen:
• Eltern kommt eine Schlüsselrolle zu. In gelingenden Erziehungspartnerschaften, z. B. mit Kita und Schule, erfahren sie Unterstützung.
• Entwicklungspotenziale und (Gesundheits-)Kompetenzen von Kindern sollten insb. in Kitas und Schulen gestärkt werden. Dazu werden qualifizierte Begleiter, zeitliche und räumliche Ressourcen benötigt.
• Ernährungsbildung und Gemeinschaftsverpflegung (idealerweise miteinander verknüpft) in Kita und Schule sind entscheidend für die Verbesserung der Ernährungskompetenz und -situation von Kindern.
• Entscheidend für kommunale Gesundheitsförderung sind neben Fach- und Methodenkompetenz die Koordination, Moderation und insb. die Beteiligung der kommunalen Akteure.

4. Alltagsbewegung & sitzender Lebensstil
Neben der Förderung von sportlichen Aktivitäten sollten auch die Alltagsbewegung sowie das gesundheitliche Risiko des „sitzenden Lebensstils“ Berücksichtigung finden.

5. Sozial Benachteiligte
Sozial Benachteiligte werden von den meisten Maßnahmen der Gesundheitsförderung bisher kaum erreicht. Daher sollten Konzepte entwickelt werden, die diese Gruppen beteiligen und erreichen.

6. Projekte
Projekte sind von großem Wert für die Entwicklung neuer Ansätze zur Förderung eines gesunden Lebensstils. Diese sollten auf der Grundlage anerkannter Qualitätsstandards bearbeitet und (wenn immer möglich) mit bestehenden Strukturen verzahnt werden.

7. Gemeinsam agieren
Den genannten multifaktoriellen Bedingungen lässt sich nur gerecht werden, wenn Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft gemeinsam agieren und ihre Handlungsspielräume zur Förderung und Schaffung gesundheitsfördernder Lebenswelten ausschöpfen.



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 6/17 auf Seite M317.

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