Mikrobiota: Herzschwäche geht mit dem Verlust wichtiger Darmbakterien einher

Es ist bekannt, dass Herzschwäche und Darmgesundheit miteinander verknüpft sind. So ist der Darm bei einer Herzschwäche schlechter durchblutet, die Darmwand verdickt und durchlässiger, wodurch Bakterien und bakterielle Bestandteile ins Blut gelangen können. Außerdem ist bei anderen Zivilisationskrankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2 die Zusammensetzung der Darmbakterien verändert.

Vor diesem Hintergrund haben Forscher des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) untersucht, ob und wie sich die Darmflora bei Patienten mit Herzschwäche verändert. Dafür haben sie die Darmbakterien aus Stuhlproben von gesunden Personen und Personen mit einer Herzschwäche analysiert.

Für die Untersuchung wurden nur Personen zugelassen, die eine Mischkost mit Fleisch und Gemüse zu sich nahmen. Da sich auch Medikamente auf die Darmflora auswirken, war es wichtig, dass auch die Kontrollgruppe Arzneimittel einnahm, die Patienten mit einer Herzschwäche routinemäßig nehmen. Antibiotika durften seit mindestens 3 Monaten nicht mehr verabreicht worden sein. In beiden Gruppen waren Raucher vertreten. Alle Teilnehmer kamen aus derselben Region. Alter, Geschlechterverteilung sowie BMI waren in beiden Gruppen gleich.

Die Ergebnisse zeigten, dass bei Herzschwäche signifikant weniger unterschiedliche Bakterien im Darm vorkamen als bei gesunden Kontrollpersonen. Einzelne wichtige Bakterienfamilien waren stark reduziert: Bakterien der Gattungen Blautia und Collinsella sowie zwei bislang unbekannte Gattungen der Familien Erysipelotrichaceae und Ruminococcaceae.

Noch ist unklar, ob die Darmflora als Folge der Herzschwäche verändert ist oder ob sie evtl. auch ein Auslöser sein könnte. Allgemein nehmen Wissenschaftler zurzeit zwar eher an, dass sich die Darmflora als Konsequenz aus der Herzschwäche verändert. Erstautor PD Dr. Mark LÜDDE und seine Kollegen halten es aber für plausibel, dass ein verändertes bakterielles Profil auch ein Risikofaktor oder früher Krankheitsmarker für Herzschwäche sein könnte. Weitere Untersuchungen sollen die Frage nach Ursache und Wirkung klären.

=> Einen ausführlichen Übersichtsbeitrag zur Mikrobiota finden Sie in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 12/2015 auf den Seiten M216–M229.

Literatur:
1. Luedde M et al. (2017) Heart failure is associated with depletion of core intestinal microbiota. N. ESC Heart Failure [DOI: 10.1002/ ehf2.12155]

Quelle: DZHK, Pressemeldung vom 04.07.2017



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 8/17 auf Seite M423.

Das könnte Sie interessieren
Medienumschau 4/2024 weiter
Social Media und der Einfluss auf die Gesundheitskompetenz weiter
Hochschule Osnabrück entwickelt Handlungsempfehlungen gegen Lebensmittelverschwendung weiter
Globale Ernährungswende würde Gewinne in Höhe von mehreren Billionen US-Dollar erzielen weiter
Wirkung von Ballaststoffen auf die Gewichtsreduktion weiter
Folsäure kann angeborene Fehlbildungen verhindern weiter