Prävention des Diabetes Typ 2: Weniger Fleisch, mehr Vollkornprodukte und Reduktion des Bauchspeicheldrüsenfetts

(scs) Eine Reihe aktueller Studien am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) und dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) beschäftigt sich mit der Prävention von Diabetes Typ 2.

Der Verzehr von Vollkornprodukten, insbesondere Getreideballaststoffen, senkt das Diabetes-Risiko. © Chaded2557/iStock/Getty Images Plus
Der Verzehr von Vollkornprodukten, insbesondere Getreideballaststoffen, senkt das Diabetes-Risiko. © Chaded2557/iStock/Getty Images Plus

Fettansammlung nicht nur in der Leber, sondern auch in der Bauchspeicheldrüse riskant

Ein Forscherteam um Prof‘in A. Schürmann und Prof. T. Schulz vom DIfE fand kürzlich heraus, dass übergewichtige Mäuse mit einer erblichen Anfälligkeit für Diabetes mellitus Typ 2 eine hohe Ansammlung an Fettzellen in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) aufwiesen. Mäuse, die trotz eines hohen Gewichts aufgrund ihres Erbguts gegen Diabetes gefeit sind, hatten hingegen kaum Fett im Pankreas, dafür aber in der Leber. Wurden Fettzellen aus dem Pankreas der Mäuse zusammen mit den Langerhans-Inseln des Pankreas kultiviert, setzten die Beta-Zellen der „Inseln“ verstärkt Insulin frei. „Wir vermuten, dass durch die erhöhte Insulinfreisetzung die Langerhans-Inseln von diabetesanfälligen Tieren schneller erschöpfen und nach einiger Zeit ihre Funktion ganz einstellen.“ Die ForscherInnen schlussfolgern, dass über die höhere Insulinausschüttung eine Fettansammlung im Pankreas zur Entwicklung des Diabetes Typ 2 beitragen kann. Ein Experiment mit Intervallfasten bei den Modell-Mäusen ergab zudem, dass das Pankreasfett durch Intervallfasten reduziert werden konnte, welches daher von den WissenschaftlerInnen als mögliche Strategie zur Prävention von Diabetes Typ 2 erwogen wird.

Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE), Pressemeldung vom 03.07.2019

Literatur
Quiclet C et al. (2019) Pancreatic adipocytes mediate hypersecretion of insulin in diabetes- susceptible mice. Metabolism 97: 9-17

Methioninarme Ernährung verbessert die Blutglukosewerte

Eine weitere Studie an Mäusen im DIfE unter der Leitung von Dr. Thomas Laeger ergab, dass eine Ernährung, die – unabhängig vom Gesamtproteingehalt – arm an der Aminosäure Methionin ist, den Glukosestoffwechsel der Mäuse und deren Empfindlichkeit für das Hormon Insulin positiv beeinflusst.

Die Daten der Studie sprechen dafür, dass der Fibroblast growth factor 21 (FGF21) die schützende Wirkung der methioninarmen Ernährung vermittelt: Wird weniger der Aminosäure aufgenommen, setzt die Leber vermehrt FGF21 frei. Vegetarische oder vegane Kost enthält im Vergleich zu fleisch- und fischhaltigen Speisen meist geringe Mengen an Methionin. Bereits nach vier Tagen vegetarischer Ernährung erhöhten sich in einem Humanexperiment die FGF21-Mengen im Blut von MischköstlerInnen, die im Vergleich zu VegetarierInnen und VeganerInnen vorher niedrigere FGF21-Spiegel hatten.

„Sollten sich die Befunde aus dem Tiermodell auf den Menschen übertragen lassen, wäre das für die Behandlung von Diabetes ein wichtiger Schritt. […] Möglicherweise reicht es bereits, wenn Betroffene hin und wieder eine vegetarische Woche einlegen und somit ihre FGF21-Spiegel in die Höhe treiben. Das könnte die Akzeptanz einer Ernährungsumstellung erheblich vereinfachen“, schließt Laeger.

Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE), Pressemeldung vom 25.06.2019

Literatur

Castaño-Martinez T et al. (2019) Methionine restriction prevents onset of type 2 diabetes in NZO mice. FASEB Journal 33: 7092– 7102

Weniger Fleisch und mehr Vollkornprodukte helfen Diabetes Typ 2 vorzubeugen

Ein Forscherteam um Dr. Sabrina Schlesinger, Leiterin der Nachwuchsforschergruppe Systematische Reviews am Deutschen Diabetes-Zentrum, führte eine systematische Literatursuche zum Thema Ernährung und Diabetes Typ 2 durch, in der alle Metaanalysen zu diesem Thema zusammengetragen und die Aussagekraft (Evidenz) der Studienergebnisse bewertet wurden. Betrachtet wurden sowohl Ernährungsweisen (z. B. mediterrane Ernährung, low-carb-Ernährung) als auch einzelne Lebensmittel(-gruppen; z. B. Vollkornprodukte, Obst/ Gemüse, Fleisch), Getränke, Nährstoffe, Mineralstoffe und Vitamine.

Insgesamt wurden 53 Metaanalysen identifiziert, die den Zusammenhang zwischen Ernährungsfaktoren und Diabetes Typ 2 untersuchten. Eine hohe Evidenz für ein reduziertes Diabetesrisiko konnte für einen hohen Verzehr von Vollkornprodukten, insbesondere Getreideballaststoffen, und einen geringeren Verzehr von zuckerhaltigen Getränken sowie rotem und verarbeitetem Fleisch nachgewiesen werden. Für die meisten anderen Faktoren ergaben sich niedrigere Evidenzlevel.

Quelle: Deutsches Diabetes Zentrum (DDZ), Pressemeldung vom 20.08.2019

Literatur
Neuenschwander M (2019) Role of diet in type 2 diabetes prevention: umbrella review of meta-analyses of prospective observational studies. BMJ [doi: doi.org/10.1136/bmj.l2368]



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 10/2019 auf Seite M573.

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