Lieferdienste und To Go: Exponentielles Wachstum in einem unregulierten Markt

(stg) Lieferdienste (auch über Apps) und Essen-To-Go von Cafés und Restaurants bilden einen rasch expandierenden Sektor in der gesamten europäischen Region; der Marktanteil hat sich insbesondere während der COVID-19-Pandemie erhöht. Laut WHO-Regionalbüro für Europa könne dieser Essenslieferungsmarkt – ohne Regulierung – eine Gefahr für die Gesundheit der VerbraucherInnen darstellen.

Der Markt für „To Go“ und geliefertes Essen von Cafés und Restaurants nimmt stark zu und ist bezüglich Portionsgrößen, Inhaltsstoffen und Lebensmittelsicherheit weitgehend unreguliert. © urfinguss/iStock/Getty Images Plus
Der Markt für „To Go“ und geliefertes Essen von Cafés und Restaurants nimmt stark zu und ist bezüglich Portionsgrößen, Inhaltsstoffen und Lebensmittelsicherheit weitgehend unreguliert. © urfinguss/iStock/Getty Images Plus

To Go und über Lieferdienste erhältliche Mahlzeiten weisen im Schnitt einen höheren Gehalt an Energie, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz auf und werden in größeren Portionen verkauft als die entsprechenden Produkte im Einzelhandel. So sind bspw. in den Niederlanden die Portionsgrößen von Pizza im Essenslieferungsmarkt größer als die ihrer Pendants im Supermarkt; in Spanien entfallen 71 % des To-Go- und Liefer-Marktanteils auf Bars, Cafés und Restaurants, die nicht verpflichtet sind, detaillierte Nährwertangaben zu machen. Zudem steigt mit der zunehmenden Nutzung von Apps zur Lieferung von Mahlzeiten auch das Risiko, dass verzehrfertige Lebensmittel unsicheren Temperaturen, Kreuzkontaminationen und mikrobiologischen, chemischen und physikalischen Gefahren (Stichwort Lebensmittelsicherheit) ausgesetzt sind.

Daher sollten Maßnahmen ergriffen werden, um die Kapazitäten der Länder zu stärken: für die Erhebung von Daten zur Qualität, für eine gemeinsame Nutzung von Ressourcen und die Übernahme bewährter Verfahren auf diesen Markt. Dies umfasst die Erstellung von Leitlinien zur Bereitstellung von gesünderen Optionen, zur Festlegung von Portionsgrößen, zur Regulierung des digitalen Umfelds (einschließlich Liefer-Apps) und zur Verringerung der Risiken von Lebensmittelkontaminationen.

Der Markt für Essenslieferungen und To Go
• In Frankreich wurden 2018 fast 10 Mrd. Mahlzeiten im Außer-Haus-Sektor verzehrt.
• In Spanien entfielen 2018 mehr als ein Drittel (34 %) der Ausgaben für Lebensmittel auf diesen Sektor.
• In Großbritannien (Vereinigtes Königreich) wuchs der Markt für Essenslieferungen im Jahr 2019 um 3,5 Mrd. Pfund und wird im Jahr 2020 5,9 Mrd. Pfund erreichen.
• Weltweit wird der Markt für Essenslieferungen von 35 Mrd. US-Dollar im Jahr 2018 auf 365 Mrd. US-Dollar im Jahr 2030 ansteigen.

Quelle: WHO Regional Office for Europe: The out-of-home food sector – exponential growth in an unregulated market. Pressemeldung vom 20.09.2021. www.euro.who.int/en/health-topics/disease-prevention/nutrition/news/news/2021/9/the-out-of-homefood-sector-exponential-growth-in-an-unregulated-market  (last accessed on 16 November 2021)



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 12/2021 auf Seite M693.

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