Nachschlag: Über Trends, Hypes und Flops

Das Interesse von Verbraucher*innen an Ernährungsthemen ist seit Jahren auf hohem Niveau und findet entsprechenden Niederschlag in der Tages- und Wochenpresse, dem bunten Blätterwald der Illustrierten, in Radio- und TV-Sendungen und natürlich dem Internet und den sozialen Medien. Unzählige Redakteur*innen sind ständig auf der Jagd nach neuen Ernährungstrends, um die Leser*innen in Kauf- und Leselaune zu halten.

Allerdings hat sich schon manch zunächst gehypter Trend ziemlich bald als gewaltiger Flop herausgestellt. Dies lässt sich leicht für jedermann*jederfrau z. B. mit dem Instrument Google Trends analysieren, das über kürzere oder auch längere Zeiträume die Suchanfragen von Nutzer*innen mit der Suchmaschine Google auswertet. So lässt sich seit 2004 ein gesteigertes Interesse am Thema „Gewichtsreduktion“ zeigen, mit starker saisonaler Variation und entsprechenden Frühjahrshochs. Das Thema „Intervallfasten“ poppte 2017 aus dem Nichts auf, erreichte 2019 einen Höhepunkt des Interesses und verliert trotz zahlreicher Variationen kontinuierlich, saisonal oszillierend, weiter an Interesse. Ähnlich erging es den von Marketingseite extrem gepushten Themen „Detox“ und „Superfood“, die von 2012 bis 2015/16 einen rapiden Anstieg des Interesses erkennen ließen, seitdem aber offensichtlich kontinuierlich an Suchinteresse verlieren. Low-fat-, low-carb- und Logi-Diät sind aus Sicht des Informationsbedarfs bereits seit 2006 alte Hüte.
Ähnliches trifft auch auf die Begriffe „Steinzeiternährung“ und „Paleo-Diät“ zu. Diese erlebten dann aber nach der Umtaufe in „Pegane Ernährung“ um 2020 herum eine Art Wiedergeburt. Hier wurde versucht, durch eine Fusion von „paleo diet“ und „vegan diet“ einen neuen, ultimativen Food-Trend zu schaffen. Die 10 Regeln für Pegane Ernährung berücksichtigen wirklich fast alle gerade als besonders gesundheitsförderlich angesehenen Ernährungsaspekte: Verzehrt werden dürfen nur Lebensmittel mit u. a. niedrigem glykämischen Index und die zuckerfrei/-arm, gluten-, milch-, zusatzstoff- und rückstandsfrei sind. Viel Olivenöl, Gemüse, Obst und Nüsse sowie täglich eine Handvoll Fleisch von Tieren aus Freilandhaltung stehen ebenfalls auf dem Ernährungsplan. Allerdings ist auch hier trotz reger Berichterstattung auf allen Kanälen und romantischer Verklärung als „Rückbesinnung auf unsere kulinarischen Wurzeln“ in der Trendanalyse ein nachhaltiges Interesse an diesem Thema nicht zu erkennen.
Dagegen sind vegetarische und vegane Ernährung echte und stabile Trends, die sich seit ca. 2020/21 mit stetig zunehmendem und bisher ungebremstem Interesse brüsten können. Ohne wissenschaftliche Daten besteht nun einmal ein hohes Risiko, dass aus einem Hype schnell ein Flop wird und sich als verfrühte Euphorie erweist.

Ihr Helmut Heseker



Den Nachschlag finden Sie wie auch die Vorschau auf die nächste Ausgabe in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 8/2023 auf Seite M528.

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