Aktualisierte Leitlinie „Klinische Ernährung in der Neurologie“: Ernährung als Therapiesäule bei neurologischen Erkrankungen

Ernährung spielt eine wichtige Rolle in der Therapie von neurologischen Erkrankungen. Die entsprechende Leitlinie der Fachgesellschaft für klinische Ernährung und Stoffwechselerkrankungen wurde kürzlich aktualisiert.

220 Mio. Menschen in Europa leiden an mindestens einer neurologischen Erkrankung, so das European Brain Council. Bedingt durch das Krankheitsbild haben viele dieser PatientInnen Schwierigkeiten sich adäquat zu ernähren. Die zugrundeliegenden Ursachen sind vielseitig. Häufig gehen neurologische Erkrankungen mit Schluckstörungen einher, welche v. a. bei Schlaganfall-PatientInnen, bei Morbus Parkinson, Multipler Sklerose und Amyotropher Lateralsklerose (ALS) ein Problem darstellen.

Die vielfältigen Folgen verursachen häufig Mangel- und Unterernährung. Oft sind die PatientInnen einem erhöhten Risiko für Mikronährstoffmangel und Dehydratation ausgesetzt. Energie- und Nährstoffmangel haben wiederum Einfluss auf die Heilungsprozesse im Körper. Jedoch münden Schluckstörungen nicht nur in unzureichender Ernährung – auf Grund des Aspirationsrisikos können auch lebensbedrohliche Lungenentzündungen die Folge sein. Darüber hinaus können Schmerzen und Appetitlosigkeit, bspw. durch die Einnahme von Medikamenten, oder Einschränkungen im Bewegungsapparat die orale Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme der PatientInnen zusätzlich erschweren. Zudem verlieren die Erkrankten an Gewicht und bauen Muskulatur ab, woraufhin Einschränkungen der Beweglichkeit und damit der Selbstständigkeit folgen können. Insgesamt kommt es bei neurologisch Erkrankten häufig zu Behandlungskomplikationen und vergleichsweise längeren Krankenhausaufenthalten, einer verminderten Lebensqualität und einem erhöhten Sterberisiko.

Einen schlechten Ernährungsstatus weisen vor allem neurologisch erkrankte Kinder auf. Dies ist besonders kritisch, da mögliche Folgen Wachstumsstörungen oder eine verminderte Gehirnentwicklung sein können.

Damit bei einem unzureichenden Ernährungsstatus schnell eingegriffen werden kann, sollten behandelnde Ärzte diesen regelmäßig prüfen. So können Mangelerscheinungen oder ein erhöhtes Risiko frühzeitig entdeckt und schnell entgegengewirkt werden. Oft bemerken PatientInnen z. B. eine vorliegende Schluckstörung nicht – eine gezielte Untersuchung ist deshalb notwendig. Als Maßnahme könnten hier Speisen angereichert und die Textur verändert werden.

Die S3 Leitlinie „klinische Ernährung in der Neurologie“ gibt Ärzten Empfehlungen um das Risiko der Mangelernährung, Dehydration und Lungenentzündungen bei Patienten mit neurologischen Erkrankungen zu reduzieren. Die Leitlinie wurde in den vergangenen zwei Jahren von einer interdisziplinären, internationalen Arbeitsgruppe der Europäischen Fachgesellschaft für Klinische Ernährung und Stoffwechsel aktualisiert. dabei wird besonders auf die weit verbreiteten Krankheitsbilder amyotrope Lateralsklerose (ALS), Morbus Parkinson, Multiple Sklerose und Schlaganfall eingegangen.

=> Lesen Sie zu diesem Thema auch die zertifizierte Fortbildung zu Schluckstörungen in Ernährungs Umschau 8/2018.

Quelle: DGEM, Pressemeldung vom 29.10.2018



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 12/2018 auf Seite M667.

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