Pankreaskrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben in einer aktuellen Studie [1] einen Zusammenhang zwischen der Wirkung der Chemotherapie bei Pankreaskrebs und Stoffwechselprodukten im Darm festgestellt.

In präklinischen Modellen konnte die interdisziplinäre Arbeitsgruppe unter Leitung von Prof. Dr. Nicola Gagliani, l. Medizinische Klinik und Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie des UKE, zeigen, dass die Konzentration von Metaboliten, Abbauprodukten oder Zwischenstufen von Stoffwechselvorgängen den Effekt der Chemotherapie durch Veränderung der Ernährung beeinflussen. Im Fokus steht dabei die Gabe der Aminosäure Tryptophan als Ausgangsprodukt der Metaboliten.
Mittels metagenomischer Sequenzierung und Analyse von Stoffwechselprodukten konnte das Forschungsteam nachweisen, dass bei Patient*innen, die auf eine gängige Chemotherapie ansprechen, gehäuft das Stoffwechselprodukt Indol-3-Essigsäure (3-IAA) vom Darmmikrobiom gebildet wird. 3-IAA ist ein Molekül, das von den Darmbakterien aus der unentbehrlichen Aminosäure Tryptophan gebildet wird.
In weiterführenden Versuchen erhielten Mäuse mit Pankreastumoren Tryptophan oder 3-IAA und über eine Stuhltransplantation ein neues Mikrobiom. Hatten die Nager eine Stuhltransplantation von einem Menschen erhalten, der von einer Chemotherapie profitierte, bildeten sie nur mit der Zugabe von Tryptophan mehr 3-IAA und sprachen besser auf eine Chemotherapie an. Bekamen die Mäuse Darmbakterien von einem Patienten bzw. einer Patientin, der/die zuvor nicht von einer Chemotherapie profitierte, konnten die Tiere nur wenig 3-IAA bilden und benötigten eine direkte Gabe dieses Stoffes, um auf eine Chemotherapie anzusprechen.

Die Daten zeigen, dass die Ernährung in Kombination mit einer spezifischen Zusammensetzung der Darmbakterien einen wichtigen Einfluss auf den Effekt einer Chemotherapie bei Pankreaskrebs haben kann. Eine Chemotherapie ist zwar zentraler Bestandteil der Behandlung von Patient*innen mit Pankreastumoren, allerdings sprechen nicht alle Tumore gleichermaßen auf eine Chemotherapie an. Die Ursache hierfür ist bislang nicht vollständig geklärt.

Literatur
1. Tintelnot J, Xu Y, Lesker TR, et al.: Microbiota-derived 3-IAA influences chemotherapy efficacy in pancreatic cancer. Nature 2023; 615: 168–74.

Quelle: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Pressemeldung vom 09.03.2023



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 8/2023 auf Seite M473.

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