Bis zu 40 % der Über-80-Jährigen sind von Schluckbeschwerden betroffen. Oftmals leben sie allerdings lange Zeit mit den Symptomen, bevor sie sich an Ärzt*innen wenden. © Drazen Zigic/iStock/Getty Images Plus

Online News: Diagnose-Tool für Schluckstörungen bei älteren Patient*innen: Vergleichsstudie belegt hohe Genauigkeit

  • 10.04.2024
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  • Redaktion

Schluckstörungen sind vor allem bei hospitalisierten geriatrischen Patient*innen weit verbreitet. Gute Diagnose-Tools gibt es allerdings nur wenige und diese wurden bisher vor allem bei Schlaganfall-Patienten evaluiert. Die Arbeitsgruppe Dysphagie der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) hat einen Wasserschlucktest entwickelt – das sogenannte Dysphagie-Screening-Tool für geriatrische Patienten (DSTG) – dessen hohe Genauigkeit nun in einer Vergleichsstudie mit der etablierten endoskopischen Goldstandard-Methode FEES belegt werden konnte. Somit wurde für hochaltrige Patient*innen ein Screening-Instrument entwickelt, mit dem frühzeitig ein erhöhtes Risiko für Schluckstörungen erkannt werden kann.

Bis zu 40 Prozent der Über-80-Jährigen betroffen
Es gibt sehr viele ursächliche Erkrankungen, die die Sicherheit und Effizienz des Schluckens beeinträchtigen können. Schluckstörungen können allerdings nicht von außen beobachten werden, zudem berichten ältere Betroffene häufig nicht von ihrem Problem. Sie gewöhnen sich an die veränderten Umstände, z.B. dass sie sich ständig räuspern oder husten müssen. Mit der fiberendoskopischen Schluckuntersuchung, kurz FEES, hat sich zwar ein endoskopisches Diagnose-Verfahren etabliert. Da allerdings etwa 30 bis 40 Prozent der über 80-Jähigen Schluckstörungen haben, ist klar, dass nicht alle einer endoskopischen Untersuchung zugeführt werden können. Die vorgelegte Vergleichsstudie zeigt, dass sich der DSTG-Wasserschlucktest als Untersuchungsalternative eignet.

DSTG-Wasserschlucktest eignet sich für breite Anwendung
An der durchgeführten Studie nahmen 53 Patient*innen mit einem Durchschnittsalter von 85 Jahren in fünf geriatrischen Kliniken in Deutschland teil. Nacheinander wurden sie sowohl mit dem DSTG als auch mit der FEES in zufälliger Reihenfolge und von verschiedenen Expert*innen untersucht, die für die Ergebnisse der jeweils anderen Untersuchung blind waren. Dabei stellte sich heraus, dass das DSTG ein valides Instrument für das Screening der oropharyngealen Dysphagie, also Schluckstörungen im Mund-Rachen-Bereich, ist. Die neue Validierungsstudie unterstreicht damit den breiten Einsatz. Der Test ist kurz und pragmatisch in wenigen Handgriffen durchführbar, auch durch das Pflegepersonal.

Lehrvideo soll Anwendung in der Praxis erleichtern
Nach der Veröffentlichung der Studienergebnissen geht es nun darum, das „Dysphagie-Screening-Tool Geriatrie“ als Standardinstrumentarium der deutschen Geriater*innen zu etablieren. Noch in diesem Jahr soll ein Lehrvideo die breitere Anwendung des lebenswichtigen Tools in der Geriatrie unterstützen. Denn obwohl der Test einfach durchzuführen ist und seit seiner Entwicklung vor drei Jahren in vielen Kliniken bereits angewendet wird, könnte die Anwendung noch häufiger sein.

Hier finden Sie das „Dysphagie-Screening-Tool Geriatrie“ (DSTG): https://www.dggeriatrie.de/images/Dokumente/191227-DSTG-befundbogen-und-handlungsanleitung-dysphagie-screening-tool-geriatrie.pdf

Literatur:
Thiem, U., Jäger, M., Stege, H. et al. Diagnostic accuracy of the ‘Dysphagia Screening Tool for Geriatric Patients’ (DSTG) compared to Flexible Endoscopic Evaluation of Swallowing (FEES) for assessing dysphagia in hospitalized geriatric patients – a diagnostic study. BMC Geriatr 23, 856 (2023). https://doi.org/10.1186/s12877-023-04516-7


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG), Pressemeldung vom 02.04.2024

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