Abb. 1: Nachfrageveränderung nach Preisaufschlag der neun von der PENNY-Kampagne betroffenen Produkte (nach [1])

Aktuell in Heft 3: PENNY-Kampagne „Wahre Kosten 2023“: erste Auswertung liegt vor

  • 13.03.2024
  • News
  • Redaktion

In Heft 12/2023 berichtete die Ernährungs Umschau bereits über die wissenschaftlichen Hintergründe und Limitationen der PENNY-Kampagne „Wahre Kosten 2023“. Die Projektleiter*innen Prof. Dr. Tobias Gaugler, Ressourcenökonom an der Technischen Hochschule Nürnberg und die Nachhaltigkeitswissenschaftlerin Dr. Amelie Michalke, Universität Greifswald, legten nun eine erste Bilanz des Projekts auf der Grünen Woche in Berlin vor.

Die wissenschaftliche Fragestellung des Projekts lautete: Welche Wahren Kosten entstehen bei der Lebensmittelproduktion, wenn man ökologische und soziale Folgekosten mit in den Preis einberechnet und wie reagieren Kund*innen auf solche Preisaufschläge [1]? Ziel des Projekts war es, eine umfassende Datenbasis zu erheben, um so Erkenntnisse über Kaufverhalten und Akzeptanz für das Thema zu gewinnen und eine wissenschaftliche Grundlage für künftige Diskussionen zum Thema Umweltfolgekosten zu schaffen. Insgesamt 2255 Teilnehmer*innen wurden vor und nach der Aktionswoche online befragt. Die Teilnehmenden setzten sich aus einer repräsentativen Stichprobe der deutschen Bevölkerung (n = 1119) und einer Stichprobe von PENNY-Kund*innen, die mindestens einmal im Monat dort einkaufen (n = 1141), zusammen [1, 2].

Insgesamt haben 59 % der 2255 Befragten die Aktion wahrgenommen, wobei nur ca. ein Drittel davon PENNY-Kund*innen sind. Die Auswertung der Verkaufszahlen der Kampagnenwoche im Vergleich zu Referenzzeiträumen ergab, dass die Verkäufe der Aktionsprodukte in der Woche grundsätzlich gesunken waren, jedoch nicht so stark, wie es bei den enormen Preiserhöhungen um bis zu 94 % zu erwarten war. Die Kampagne hat der Umfrage zufolge zu einer Sensibilisierung zum Thema wahre Lebensmittelkosten geführt. Die Daten zeigen, dass der Wunsch nach Transparenz von Lebensmitteln gewachsen ist. Mehr als die Hälfte der Befragten (51 %) bekundete nach der Aktionswoche ein erhöhtes Bewusstsein für Umweltfolgekosten. Weiterhin hat die Kampagne durch das True Cost Accounting zu einem gesellschaftlichen und politischen Diskurs bezüglich aktueller Probleme im Ernährungssystem geführt: Über 1200 Artikel wurden allein während der Kampagnenwoche hierzu in deutschen und internationalen Medien veröffentlicht. Das Forschungsteam schlussfolgert, dass weiterhin gesellschaftsfähige und niederschwellige Bildungsarbeit geleistet werden muss, um aufzuzeigen, welche Produkte nachhaltiger sind als andere. Preisschilder, die die Wahren Kosten abbilden, könnten zu diesem Verständnis bei den Konsument*innen beitragen, so Gaugler. Die sozialen und ökologischen Folgekosten von Lebensmitteln fallen entlang der Lieferketten zwangsläufig an, spiegeln sich aber derzeit nicht oder nur anteilig im Verkaufspreis wider. Ob und wie diese Kosten künftig ausgeglichen werden sollen, bleibt ungewiss.

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Literatur:
1. Pieper M, Michalke A, Gaugler T: Calculation of external climate costs for food highlights inadequate pricing of animal products. Nat Commun 2020; 11: 6117.
2. Michalke A, Köhler S, Messmann L, Thorenz A, Tuma A, Gaugler T: True cost accounting of organic and conventional food production. J Clean Prod 2023; 408:137134.

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