DASH-Diät: Haltungsbedingter Schwindel und Elektrolytzufuhr

Als Folge eines gravitationsbedingten Abfalls des Blutdrucks mit zerebraler Minderdurchblutung berichten viele Erwachsene von Schwindel nach dem Aufstehen (haltungsbedingter Schwindel). Behandlungsmaßnahmen gegen haltungsbedingten Schwindel beinhalten eine erhöhte Natriumaufnahme mit dem Ziel, den Blutdruck zu erhöhen.

Bisher gibt es allerdings nur eine limitierte klinische Evidenz, die dieses Vorgehen unterstützt. Die Dietary Approaches to Stop Hypertension (DASH)-Natrium Studie [1] untersuchte die Effekte einer DASH-Diät mit gleichzeitiger Reduktion der Natriumaufnahme auf den Blutdruck. Schon die DASH-Diät für sich steht für einen ernährungstherapeutischen Ansatz, den Blutdruck zu senken. In dieser Studie wurden die Gruppen zusätzlich zum Vergleich DASH-Diät versus Kontroll-Diät (Western Diet) in weitere Versuchsgruppen mit jeweils drei unterschiedlichen Natriumaufnahmen aufgeteilt (50, 100 und 150 mmol Natrium/Tag, Energiezufuhr jeweils 2 100 kcal). Die Studie zeigte, dass eine verminderte Natriumaufnahme in Kombination mit der DASH-Diät den Blutdruck signifikant reduzierte.

Welche Auswirkungen die verminderte Natriumaufnahme auf haltungsbedingten Schwindel hat, war nicht Gegenstand der Untersuchungen. Aus diesem Grund untersuchten Peng et al. in einer zweiten Analyse der DASH-Natrium Studie den Zusammenhang zwischen der Diätform, der Natriumaufnahme und dem Auftreten von haltungsbedingtem Schwindel. Das Gesamtkollektiv bestand aus 412 Erwachsenen, älter als 22 Jahre. 204 Probanden erhielten die Kontroll-Diät, 208 die DASH-Diät.

Die diätetische Natriumaufnahme beeinflusste das Auftreten von Schwindel, jedoch abhängig von der jeweiligen Diät (DASH vs. Western Diet). Während eine erhöhte Natriumaufnahme bei TeilnehmerInnen der DASH-Diät in erhöhtem Vorkommen von Schwindel resultierte, hatte eine erhöhte Natriumaufnahme bei TeilnehmerInnen der Western Diet keinen Effekt auf das Auftreten von Schwindel. Unter den TeilnehmerInnen der DASH-Diät hingegen konnte eine höhere positive Assoziation zwischen Natriumaufnahme und Schwindel bei unter 60-jährigen und übergewichtigen StudienteilnehmerInnen festgestellt werden. Stratifiziert nach Alter und Gewicht erhöhte sich in diesem Teilkollektiv die relative Chance (Odds-Ratio) auf Schwindel bei < 60-Jährigen um das Doppelte und bei Übergewichtigen (BMI > 30 kg/m2) um das > 5-Fache. StudienteilnehmerInnen mit einem Alter > 60 Jahre und einem BMI ≤ 30 kg/m2 wurden durch variierende Natriumaufnahmen kaum beeinflusst. Diese Ergebnisse zeigen, dass eine erhöhte Natriumaufnahme nicht unbedingt als die Maßnahme bei haltungsbedingtem Schwindel angesehen werden kann. Ferner können sich in Abhängigkeit der Diätform, des Alters und des BMI die Symptome des Schwindels sogar erhöhen.

Peng et al. vermuten, dass Erwachsene mit Hypertonie bei erhöhter Natriumaufnahme auf Haltungsänderungen mit stärkeren Fluktuationen im Blutdruck reagieren und als Folge dessen unter Schwindel leiden. Die Unterschiede im Auftreten der Schwindelereignisse zwischen den beiden Diätformen führen die AutorInnen auf erhöhte Kaliumkonzentrationen der DASH-Diät zurück. Kalium wiederum hat einen vasodilatatorischen Effekt auf die Blutgefäße. Weitergehende Untersuchungen sind allerdings notwendig, um die aufgestellten Hypothesen zu bestätigen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Vorsicht geboten ist bei der ernährungstherapeutischen Behandlung von haltungsbedingtem Schwindel. Abhängig von der Diätform, in Kombination mit Alter und BMI, ist die Gabe von Natrium bei der Behandlung von Schwindelereignissen nach dem Aufstehen sogar kontraindiziert.

Literatur:

  1. Peng AW et al. (2019) Effects of sodium intake on postural lightheadedness: results from the DASH-sodium trial. J Clin Hypertens 21(3): 355–362


Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 6/2019 auf Seite M320 bis M321.

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