Essstörungen: Magersucht hat eine genetische Komponente

Meist wird vermutet, die Essstörung Anorexia nervosa (AN) – bekannt als Magersucht – habe psychische Ursachen. Eine internationale Forschergruppe, die in Deutschland von der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) geleitet wurde, versuchte nun herauszufinden, ob es auch eine genetische Veranlagung zu AN gibt. Es gelang ihr, ein Gen auszumachen, das AN begünstigt [1].

Die Wissenschaftler untersuchten in ihrer genomweiten Assoziationsstudie Daten von insgesamt 3 495 AN-Patientinnen und entdeckten das Gen auf dem Chromosom 12. „Diese Region wurde bereits mit Diabetes mellitus Typ 1 und Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht“, erläutert Prof. Dr. Anke HINNEY von der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der UDE. Magersucht könnte so mit weiteren Erkrankungen verknüpft sein – wie etwa auch mit Schizophrenie bzw. Neurotizimus: „Die Gene, die dafür empfänglich machen, überlappen sich.“ Zudem gab es Hinweise darauf, dass es überlappende Mechanismen zwischen AN und verschiedenen metabolischen Phänotypen (Insulin-Glukose-Metabolismus) gibt. „Diese Entdeckungen können das bisherige Verständnis der AN nachhaltig verändern: Eine psychiatrische Störung mit einem physiologischen Hintergrund eröffnet völlig neue und bislang unerwartete Therapieoptionen“, sagt HINNEY. Außerdem könne das Wissen um die genetische Ursache die Betroffenen entlasten.

Literatur:
1. Duncan L et al. (2017) Signifi cant locus and metabolic genetic correlations revealed in genome-wide association study of anorexia nervosa. Am J Psychiatry [DOI: 10.1176/appi.ajp.2017.16121402]

Quelle: Universität Duisburg-Essen, Pressemeldung vom 29.05.2017



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 7/17 auf Seite M365.

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