Nachhaltige Nährstoffproduktion Hefen produzieren Omega-3-Fettsäuren

Die Natur stellt eine Vielzahl an wertvollen Arznei- und Nährstof­fen bereit, von Vitaminen über lebensnotwendige Fettsäuren bis hin zu krebshemmenden Subs­tanzen. Viele dieser Stoffe sind je­doch schwer zugänglich oder ihre industrielle Gewinnung schadet den Tier- und Pflanzenpopula-tionen, in denen sie vorkommen.

So werden Omega-3-Fettsäuren (n-3-FS), u. a. für Säuglingsnah­rungen, derzeit v. a. aus Fischen und Krebstieren hergestellt – eine zusätzliche Belastung für die oh­nehin schon stark beanspruch­ten marinen Ökosysteme. Einen neuen Weg beschreiten Wissen­schaftler der Technischen Uni­versität München (TUM). Ziel der Arbeitsgruppe um Thomas Brück, Professor für Industrielle Biokatalyse an der TUM, ist es, mithilfe von Methoden der Bio­chemie, Bioinformatik und Bio­technologie chemische Wertstoffe nachhaltig und gleichzeitig in in­dustriellen Mengen zu gewinnen. Das Team um Brück hat hierzu die bislang nicht biotechnologisch genutzte Hefe Trichosporon oleagi­nosus genetisch so verändert, dass sie die essenziellen n-3-Fettsäuren α-Linolensäure (ALA), Eicosapen­taensäure (EPA) sowie konju­gierte Linolensäuren (CLAs) her­stellt. Als Energiequelle kann die Hefe Nährmedien auf Basis von fast allen in der Agrarwirtschaft anfallenden Abfällen wie Stroh, Holzspänen, Weizenkleie und bis­her ungenutzte marine Reststoffe wie Krabbenschalen verwerten. „Wir gewinnen also aus Abfällen hochwertige chemische Stoffe, und das ohne die Umwelt zu be­lasten“, so Brück.

Geraten Trichosporon oleagino­sus-Zellen in der Natur unter Stress, bspw. durch Mangel an Stickstoff oder Phosphat, lagern sie Fette als Energiereserve ein. Zwar wächst die Hefe dann nicht mehr optimal, doch das eingela­gerte Fett kann bis zu 70 % ihres Trockengewichts erreichen. In zukünftigen Projekten wollen die Wissenschaftler die Hefe daher so weiter modifizieren, dass sie auch unter normalen Nährstoffbedin­gungen die gewünschten Fette in ausreichendem Maß herstellt, ohne dass ihr Wachstum ge­hemmt wird.

Quelle: innovations report,Meldung vom 07.06.2016



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 08/16 auf Seite M442.

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