Adipositas: Elternbasierte Programme zur Prävention von Adipositas bei Kleinkindern

Bereits heute leben weltweit rund 37 Mio. Kinder unter fünf Jahren mit Übergewicht oder Adipositas. Prognosen zufolge könnte bis 2050 sogar ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen betroffen sein. Das ist problematisch, da starkes Übergewicht das Risiko für zahlreiche weitere Erkrankungen, etwa Typ-2-Diabetes, erhöht. Umso wichtiger ist es, einer Gewichtszunahme frühzeitig entgegenzuwirken.

Ein Ansatz sind Präventionsprogramme, bei denen Verhaltensänderungen der Eltern ein gesundes Körpergewicht des Kindes fördern sollen – bspw. eine ausgewogenere Ernährung, mehr Schlaf und Bewegung sowie weniger Bildschirmzeit. Doch wie wirksam sind solche Maßnahmen?
In einer groß angelegten Analyse im Rahmen der internationalen Forschungskooperation TOPCHILD, die unter Leitung der Universität Rostock durchgeführt wurde, wurden Daten von 31 Interventionsstudien mit knapp 29000 Kindern aus zehn Ländern ausgewertet [1]. Die Maßnahmen begleiteten die Eltern von der Schwangerschaft bis zum ersten Geburtstag des Kindes – etwa über mobile Apps, Gruppentreffen in Gemeinden oder Hausbesuche von Fachkräften.
Das Ergebnis: Im Alter von zwei Jahren ließ sich bei den Kindern kein messbarer Einfluss der Präventionsprogramme auf das Körpergewicht feststellen.
Das kann viele Gründe haben. Da die erste Lebensphase für viele Familien herausfordernd ist, könnten sich Eltern vermutlich nur begrenzt auf Verhaltensänderungen einlassen. Einkommensschwache Familien, deren Kinder häufiger von Adipositas betroffen sind, werden durch solche Programme seltener erreicht.
„Eltern leisten viel, aber sie können Übergewicht bei Kindern nicht im Alleingang verhindern“, betont Studienautorin Dr. Kylie Hunter von der University of Sydney. „Wir müssen die Umgebungen verbessern, in denen Kinder essen, lernen und spielen – gesunde Entscheidungen müssen für alle einfacher werden, unabhängig davon, wo sie leben.“ Die Forschenden empfehlen, Präventionsmaßnahmen stärker auf strukturelle Aspekte zu konzentrieren – etwa einen besseren Zugang zu gesunden Lebensmitteln und Bewegungsmöglichkeiten (z. B. Grünflächen).

Literatur
1. Hunter KE, Nguyen D, Libesman S, et al.: Parent-focused behavioural interventions for the prevention of early childhood obesity (TOPCHILD): A systematic review and individual participant data meta-analysis. The Lancet 2025; 406(10509): 1235–54.

Quelle: Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), Pressemeldung vom 01.10.2025



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 11/2025 auf Seite M648.

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