Adipositasforschung: Sekretin vermittelt Sättigung zwischen Darm, Fettgewebe und Gehirn

Bisher ging die Ernährungsmedizin davon aus, dass Sekretin als Botenstoff überwiegend gastrointestinale Funktionen erfüllt. Zudem soll es über die Blutbahn das Sättigungsgefühl im Gehirn fördern. Sekretin stellt jedoch laut einer Forschungsgruppe der TU München auch einen entscheidenden Faktor bei der Aktivierung des energieverbrauchenden braunen Fettgewebes dar.

In molekularbiologischen Untersuchungen im Rahmen von Transkriptom-Sequenzierung stellten die WissenschaftlerInnen fest, dass das Sekretin-Rezeptor-Gen auch im braunen Fettgewebe exprimiert wird. Bei Stimulation dieser Rezeptoren konnte eine unmittelbare zitterfreie Thermogenese beobachtet werden.

Wie aber funktioniert die anschließende Kommunikation zwischen braunem Fettgewebe und Gehirn? Die zitterfreie Thermogenese ist nicht nur ein Mechanismus der Wärmebildung, wodurch Energie verbraucht wird. Sie ist – so vermuten die ForscherInnen – auch eine Voraussetzung dafür, dass das Sättigungsgefühl im Gehirn einsetzt. Drei mögliche Kommunikationswege könnten dies vermitteln:

  1. ein Anstieg der Temperatur im Gehirn,
  2. Nervenverbindungen von braunem Fett zum Gehirn oder
  3. spezielle Botenstoffe des braunen Fetts, sogenannte BATokine.

Mittels nahrungsinduzierter, sekretinvermittelter Thermogenese im braunen Fett wird also Energie verbraucht und gleichzeitig das Sättigungsgefühl gesteigert – eine wichtige Erkenntnis für die Adipositasforschung. Sekretin ist allerdings nicht als Medikament zu nutzen, denn es würde die Bauchspeicheldrüse ungünstig stimulieren. Jedoch könnte man sich vorstellen, die Sekretinproduktion durch bestimmte Lebensmittel auf natürlichem Wege anzuregen. So könnten bestimmte Lebensmittelgruppen schneller satt machen und damit die aufgenommene Energiemenge reduzieren. Welche Lebensmittel hierfür in Frage kommen, wird Gegenstand künftiger Forschung sein.

Literatur:
1. Yongguo Li et al. (2018) Secretin-activated brown fat mediates prandial thermogenesis to induce satiation. Cell [https://doi.org/10.1016/j.cell.2018.10.016]

Quelle: TU München, Pressemeldung vom 15.11.2018



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 3/2019 auf Seite M133.

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