Gefäßerkrankungen: Einfluss von Fettgewebe auf die Blutgefäße

Übergewicht spielt eine entscheidende Rolle dabei, wie stark Blutgefäße geschädigt werden – und zwar abhängig davon, wo sich das überschüssige Fett im Körper ansammelt. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler*innen des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), zusammen mit einem internationalen Forschungsteam [1].

Unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Fischer, Direktor des Instituts für Klinische Chemie der Universitätsmedizin Göttingen, und Dr. Sana Hasan, Wissenschaftlerin am selben Institut, konnten die Forschenden erstmals zeigen, dass das sog. weiße Fettgewebe in Bauch- und Unterhautfett unterschiedlich auf Überernährung reagiert. In der Folge kommt es bei Übergewicht zu einem Umbau der Blutgefäße, wodurch verschieden starke Schäden an den Blutgefäßen entstehen – ein Prozess, der zu Entzündungen, gestörter Durchblutung und langfristig zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann.
Im Unterhautfett dagegen entdeckte das Forschungsteam eine besondere Art von Blutgefäßzellen mit „Fenstern“ (fenestrierte Endothelzellen). In gesundem Zustand haben sie offenbar einen positiven Einfluss auf das Gewebe – bei Fettleibigkeit jedoch gehen sie stark zurück.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Gefäßveränderungen bei Fettleibigkeit früher einsetzen als bisher angenommen – und dass sie sehr unterschiedlich verlaufen, je nachdem wo sich das Fett ansammelt, erklärt Prof. Fischer. Die Wissenschaftler*innen konnten außerdem ein Botenmolekül identifizieren, das für die Erhaltung der gesunden Gefäßstruktur im Fettgewebe notwendig ist – das sog. VEGFA. Sinkt der VEGFA-Spiegel, etwa durch langanhaltende fettreiche Ernährung, verlieren die Blutgefäße ihre Struktur und Funktion. „Dieser Mechanismus ist nicht nur im Tiermodell, sondern auch im menschlichen Fettgewebe nachweisbar“, sagt Prof. Fischer. „Das eröffnet neue Ansätze, wie wir die Gefäßgesundheit bei Adipositas erhalten oder wiederherstellen können.“ Die veröffentlichte Studie kombiniert moderne Einzelzellanalysen mit bildgebenden Verfahren und genetischen Experimenten. „Die Ergebnisse liefern eine wertvolle Grundlage für zukünftige Therapien – etwa um gezielt die Funktion der Blutgefäße im Fettgewebe zu verbessern und so Folgeerkrankungen wie Diabetes oder Herzinfarkt vorzubeugen“, so Hasan, Erstautorin der Studie.

Literatur
1. Hasan, et al.: Obesity drives depot- specific vascular remodeling in male white adipose tissue. Nat Commun 2025; 16: 5392.

Quelle: Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e. V., Pressemeldung vom 26.06.2025



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 8/2025 auf Seite M462.

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