Obstkerne von Aprikosen. © anmbph / iStock / Thinkstock
Obstkerne wie die von Aprikosen oder Avocados, aber auch einige Pflanzenreste, können gefährliche Stoffe enthalten. © anmbph / iStock / Thinkstock

Ungenießbare Pflanzenteile - Riskanter Trend: Pflanzenkerne, Kirschstiele und Aloe Vera

Gel aus Aloe-Vera-Pflanzen, Pulver aus Avocado- oder Aprikosenkernen werden schon lange als Nahrungsergänzungsmittel (NEM) angeboten. Rezepte zum Verzehr gemahlener Obstkerne, geschnittener Kirschstiele oder Fruchtfleisch aus Aloe-Vera-Blättern verbreiten sich zudem über Blogs und Foren. „Doch nicht jeder Kern und jeder letzte Pflanzenrest, der mit einer Küchenmaschine zu Pulver oder Brei verarbeitet (…) wird, ist dafür geeignet und gesund“, warnt die Verbraucherzentrale NRW. „Einige Pflanzenbestandteile enthalten gefährliche Stoffe.“

  • Obstkerne: Wer ein paar Apfel- oder Kirschkerne verschluckt, muss nichts befürchten. Doch zermahlen oder gekaut drohen bei höherer Einnahme Gefahren. Bittere Aprikosenkerne enthalten ebenso wie Bittermandeln und Kirschkerne Substanzen, die bei der Verdauung Blausäure bilden. In hohen Dosen kann diese Substanz zu schweren akuten Vergiftungen mit Krämpfen, Erbrechen und Atemnot führen. Erwachsene sollten von daher nicht mehr als 1–2 bittere Aprikosenkerne pro Tag verzehren oder vorsorglich besser darauf verzichten. Für die versprochenen gesundheitlichen Wirkungen gibt es zudem keinerlei gesicherte wissenschaftliche Belege. Die Werbung mit Heilversprechen für die im Handel erhältlichen Produkte ist deshalb auch verboten. 

  • Avocadokerne: Bislang unbewiesen ist, ob Avocadokerne das Immunsystem stärken, Entzündungen vorbeugen, den Stoffwechsel und Cholesterinwerte positiv beeinflussen. Ob die enthaltenen Mengen an toxischem Persin und anderen Stoffen ungefährlich sind, kann aus Sicht des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) noch nicht ausreichend bewertet werden. Von einem Verzehr wird daher abgeraten. 

  • Tee aus Kirschstielen: Die Gerbstoffe in Kirschstielen wirken angeblich schleimlösend bei Husten und sollen beim Abnehmen helfen. Tatsächlich wirken sie v. a. entwässernd. Wer selbst gesammelte Kirschstiele als Tee aufbrüht, sollte darauf achten, dass die Stiele gut getrocknet sind, sonst besteht die Gefahr von krebserregenden Schimmelpilzgiften. Sicherer ist es, fachkundig verarbeitete Kirschstiele in der Apotheke zu kaufen. Gemahlene Kirschstiele gehören ins Beet oder auf den Kompost, aber nicht ins Essen.
     
  • Aloe-Vera-Blätter: Aloe Vera ist für die äußerliche Anwendung als Heilpflanze anerkannt. Für die Einnahme als Gel oder Saft gibt es keine zugelassenen gesundheitsbezogenen Werbeaussagen. Auch für eine Gewichtsreduktion liegen keine Belege vor. Beim Verzehr aus selbst gezogenen Pflanzen muss darauf geachtet werden, dass nur das Innere des Blattes, das Pflanzen-Gel verwendet wird. Die Blattrinde muss sehr großzügig entfernt werden, denn sie enthält stark abführende Anthrachinone; krebserregende und Erbgut-schädigende Wirkungen können nicht ausgeschlossen werden. Sicherer ist Aloe-Vera-Gel aus der Drogerie oder dem Supermarkt. 

  • Pflanzenteile und -abfälle: Grundsätzlich sollte man auf die Eigenherstellung von Ess- und Trinkbarem aus Kernen und Stielen verzichten, auch aus dem eigenen Garten. Ebenso ist vom Genuss solcher Produkte aus dem Internethandel abzuraten. Eine Einnahme von NEM sollte mit dem Hausarzt/Ernährungsberater besprochen werden.

Quelle: Verbraucherzentrale NRW, Pressemeldung vom 16.08.2017



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 9/17 auf den Seiten M490 bis M491.

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