Deutsches Diabetes-Zentrum: Prädiabetes gefährlicher als angenommen

Folgeerkrankungen des Diabetes sind in der Gesellschaft gut bekannt. Dagegen wurde dem Prädiabetes bisher vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit geschenkt – vielen Menschen ist der Begriff unklar. Prädiabetes ist eine Vorstufe des Diabetes mellitus Typ 2 (DMT2), wobei der Glukosestoffwechsel bereits gestört ist, aber noch kein DMT2 vorliegt. Studien der letzten Jahre deuten darauf hin, dass schon der Prädiabetes mit chronischen Komplikationen und Folgeerkrankungen verbunden sein kann.

Das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) hat nun in einer Übersichtsarbeit die bisherige Studienlage und deren Aussagekraft analysiert und bewertet. Im sog. Umbrella-Review werden Daten aus Metaanalysen zusammengefasst, die wiederum alle Einzelstudien zu einem bestimmten Thema bündeln. Laut Prof. Dr. Roden, Wissenschaftlicher Direktor und Vorstand des DDZ, wurde hier der Zusammenhang zwischen Prädiabetes und dem Risiko diabetesbedingter Begleiterkrankungen untersucht. „Die Ergebnisse zeigen, dass der Prädiabetes mit einem erhöhten Risiko für Folgeerkrankungen wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfällen, chronischer Nierenerkrankung, Demenz sowie Krebs und generell mit einer höheren Sterblichkeitsrate zusammenhängt. Prädiabetes ist somit gefährlicher als angenommen und verlangt erhöhte Aufmerksamkeit nicht nur durch die Wissenschaft, sondern auch in der klinischen Praxis.“
Prädiabetes nimmt weltweit zu. Die International Diabetes Federation (IDF) schätzte jüngst die Zahl der Prädiabetes-Fälle für 2021 auf mind. 10,6 % der erwachsenen Bevölkerung weltweit. Für 2045 wurde ein Anstieg auf mindestens 11,4 % prognostiziert. Angesichts dieser Aussichten stellt der Prädiabetes ein strategisches Zeitfenster dar, in dem die noch beeinflussbaren Risikofaktoren wie Adipositas und Übergewicht, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel gezielt angegangen werden können, um die Entwicklung des DMT2 und seiner Folgeerkrankungen zu verhindern oder zumindest zu verzögern.
Prof. Dr. Christian Herder aus dem DDZ ergänzt: „In Anbetracht der festgestellten Forschungslücken in diesem Bereich sind weitere Untersuchungen zu den Zusammenhängen zwischen Prädiabetes und verschiedenen Gesundheitsfolgen erforderlich, um den potenziellen klinischen und kostenbezogenen Nutzen von Interventionsmaßnahmen fundierter abschätzen zu können.“

Literatur
1. Schlesinger S, Neuenschwander M, Barbaresko J et al.: Prediabetes and risk of mortality, diabetes-related complications and comorbidities: umbrella review of meta-analyses of prospective studies. Diabetologia. 2022; 65(2): 275–85.

Quelle: Deutsches Diabetes-Zentrum, Pressemeldung vom 21.01.2022



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 3/2022 auf Seite M129.

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