Ernährungspolitik: Bürger*innen fordern mehr Mitbestimmung und weniger Spaltung

Laut einer aktuellen Ernährungsstudie der Robert Bosch Stiftung und der Organisation More in Common wünschen sich die Menschen in Deutschland eine Politik, die gesunde, regionale und bezahlbare Lebensmittel fördert – ohne Vorschriften oder Verbote [1]. Gleichzeitig fordern sie mehr Mitsprache bei der Gestaltung des Ernährungssystems.

Für die Studie „Meine, deine, unsere? Was uns als Gesellschaft beim Thema Ernährung wichtig ist” wurden im September und Oktober 2024 Menschen zu ihren Gedanken und Wünschen rund um das Thema Ernährung befragt.
Die Ergebnisse zeigen: Die Mehrheit der Menschen in Deutschland (62 %) ist mit ihrer Ernährung zufrieden. Geschmack (89 %), Preis (76 %) und gesundheitliche Aspekte (72 %) beeinflussen ihre Lebensmittelwahl am stärksten. Aber auch gesellschaftliche Faktoren wie Regionalität und Tierwohl gewinnen an Bedeutung. Viele Befragte geben an, sich eigentlich gesünder und nachhaltiger ernähren zu wollen, sehen aber Alltagsstress, steigende Preise und den „inneren Schweinehund“ als Hindernisse.
Gleichzeitig fühlen sich viele Menschen durch die öffentliche Ernährungsdebatte unter Druck gesetzt: 70 % empfinden sie als polarisierend, 42 % fühlen sich durch andere Ernährungsstile angegriffen. Besonders deutlich wird dies an den Spannungen zwischen Veganer*innen und Fleischesser*innen. Eine deutliche Mehrheit der Menschen in Deutschland sieht Handlungsbedarf in der Ernährungspolitik: 62 % der Befragten halten die aktuelle Ernährungspolitik für wirkungslos. Fast zwei Drittel der Deutschen wünschen sich klare politische Rahmenbedingungen – allerdings ohne Verbote oder Bevormundung. Gleichzeitig wollen drei Viertel der Befragten aktiv mitbestimmen – etwa durch Volksentscheide. 55 % möchten beratend, z. B. in Bürgerräten, an politischen Prozessen mitwirken. Laut David Melches, Autor der Studie und Research Associate bei More in Common sollte es allen interessierten Akteuren darum gehen, die Bedürfnisse und Sorgen der Menschen zu verstehen – und nicht sie zu belehren.
Als politische Prioritäten sehen die Menschen den Umgang mit steigenden Lebensmittelpreisen, Lebensmittelverschwendung sowie ungesunde Ernährung und deren Folgen für Kinder und Jugendliche. Zudem werden das Aussterben traditioneller Lebensmittelgeschäfte und die Massentierhaltung als Herausforderung gesehen.

Literatur
1. Robert Bosch Stiftung: Meine, deine, unsere? Was uns als Gesellschaft beim Thema Ernährung wichtig ist. www.bosch-stiftung.de/de/publikation/meine-deine-unsere  (last accessed on 9 April 2025).

Quelle: Robert Bosch Stiftung, Pressemeldung vom 01.04.2025



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 5/2025 auf Seite M271.

Das könnte Sie interessieren
Medienumschau 5/2025 weiter
Errata weiter
Gentechnik bald ohne Kennzeichnung auf dem Teller? weiter
CBD in Lebensmitteln: Zweifelhafter Nutzen, mögliche Risiken weiter
Weiterer Rückgang der Kakaovermahlung in Deutschland und Europa weiter
Bedeutung einer leber- und gallenschonenden Ernährung weiter