Krebsprävention: BMI im Kindesalter und Darmkrebsrisiko
- 14.07.2025
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In einer Studie von Zutphen et al. wurde nun mithilfe eines systematischen Reviews und Metaanalyse von 37 prospektiven Studien der Zusammenhang zwischen anthropometrischen Maßen in verschiedenen Altersgruppen im Kindes- und jungen Erwachsenenalter und dem Risiko, als Erwachsene an Darmkrebs zu erkranken, analysiert [2]. Als Risikofaktoren wurden Geburtsgröße, BMI, Körpergröße und Adipositas einbezogen. Die Suche erfolgte in den Datenbanken Medline, Embase, Web of Science and CENTRAL, eingeschlossen wurden Veröffentlichungen bis zum 09.11.2022.
Vom Geburtsgewicht bis hin zum BMI im jungen Erwachsenenalter fand sich in allen Altersgruppen ein positiver Zusammenhang zwischen einem höheren BMI und dem Darmkrebsrisiko. Zum Beispiel stieg das Risiko einer Darmkrebserkrankung im Erwachsenenalter bei Neugeborenen pro 1 kg mehr Gewicht um 9 % an. Waren Kinder zwischen 2 und 9 Jahren übergewichtig, erhöhte sich das Risiko um 19 % ggü. Kindern, die nicht übergewichtig waren. Bei jungen Erwachsenen (18–25 Jahre) war dieses Risiko pro Steigerung des BMI um 5 kg/m2 um 12 % höher.
Die Studienlage zum Kindes- und Adoleszentenalter war begrenzter als die zu Neugeborenen und jungen Erwachsenen. Die Qualität der zugrundeliegenden Studien wurde insgesamt jedoch als sehr gut befunden, mit überwiegend nur geringen Abweichungen der Ergebnisse zwischen den Studien. Daher bezeichneten die Autor*innen das Evidenzlevel des Zusammenhangs zwischen BMI im Kindes- und jungen Erwachsenenalter und Darmkrebsrisiko als „stark“ (höchste Stufe nach dem Global Expert Committee on Cancer Incidence, CUP) mit einem „wahrscheinlichen“ Zusammenhang. Gefundene Zusammenhänge zwischen der Körpergröße von Kindern bzw. Jugendlichen sowie Adipositas im jungen Alter und späterem Darmkrebs konnten aufgrund der schwächeren Studienlage hingegen nur als „limitiert“ und daher nur „möglich“ eingestuft werden.
Als einen möglichen Faktor im Zusammenhang zwischen dem Geburtsgewicht und späterem Darmkrebsrisiko erwägen die Autor*innen die epigenetische Programmierung – ein hohes Geburtsgewicht beeinflusse möglicherweise entsprechende DNA-Methylierungsmuster. Mechanismen, die dem Zusammenhang zwischen Übergewicht im Jugendalter und späterem Darmkrebs zugrunde liegen, könnten den Autor*innen zufolge die chronische Inflammation (Entzündung) bei Übergewicht und eine Dysfunktion der Immunzellen umfassen.
Aus ihren Ergebnissen schlussfolgert die Forschungsgruppe aus verschiedenen Universitäten in den Niederlanden, USA und Großbritannien, dass gesundheitsfördernde Maßnahmen zur Darmkrebsprävention schon das Kindesalter miteinschließen sollten. Denn obwohl Neugeborene und Kinder bisher keine direkten Zielgruppen für die Darmkrebsprävention seien, böten die gezeigten Zusammenhänge mit Darmkrebs Einblicke in die möglichen frühen Anfänge dieser Krankheit. Weitere Studien in diesem Bereich werden empfohlen. Diese könnten aufzeigen, ob und wie Maßnahmen zur Übergewichtsprävention im Kindesalter das Darmkrebsrisiko im Erwachsenenalter beeinflussen könnten.
Literatur
1. World Cancer Research Fund/ American Institute for Cancer Research: Diet, nutrition, physical activity and cancer: a global perspective. Continuous Update Project Expert Report. WCRF Int 2018.
2. van Zutphen M, Verkaar AJCF, van Duijnhoven FJB, et al.: Early-life anthropometry and colorectal cancer risk in adulthood: Global Cancer Update Programme (CUP Global) systematic literature review and meta-analysis of prospective studies. Int J Cancer 2025.
Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 7/2025 auf Seite M396.