Leitungswasser: Gut auch aus der Leitung

Leitungswasser ist ein umweltfreundlicher, preiswerter und kalorienfreier Durstlöscher. Es hat in Deutschland eine sehr gute Qualität und ist ein streng kontrolliertes Lebensmittel. Trotzdem kaufen viele Menschen weiterhin Mineral- oder Tafelwasser in Flaschen. „Häufig sind es Bedenken im Hinblick auf mögliche Schadstoffe, die einen Umstieg verhindern“, so Philip Heldt, Umweltexperte der Verbraucherzentrale NRW. Er beantwortet die wichtigsten Fragen zum Wasser aus der Leitung und gibt Tipps.

Droht Gefahr aus der Wasserleitung?
Bis zum Zähler im Haus ist der Wasserversorger verantwortlich für die Qualität des Trinkwassers, zwischen Wasserzähler und Hahn der Eigentümer des Gebäudes. Bei Häusern, die vor 1973 erbaut wurden, können in seltenen Fällen noch Bleileitungen vorhanden sein, die Blei an das Trinkwasser abgeben können. Im Zweifel sollten Verbraucher*innen bei der Hausverwaltung bzw. dem*der Vermieter*in nachfragen. Kupferrohre, die weniger als ein Jahr alt sind, sind für Haushalte mit Säuglingen ein Problem, da sie erhöhte Mengen des Metalls ans Wasser abgeben. Eltern können sich ans örtliche Gesundheitsamt wenden, wenn sie Bedenken haben, ob ihr Trinkwasser wegen neuerer Kupferrohre für das Baby geeignet ist.

Kann Leitungswasser immer sofort getrunken werden?
Wasser zum Trinken oder Kochen sollte, nachdem es länger als 4 Std. in den Rohren stand, immer so lange fließen, bis es kühl aus dem Hahn kommt (nach ca. 30 Sek.), um mögliche Keime und die Übertragung von Stoffen aus Armaturen zu verhindern. Der erste Wasserschwall morgens oder nach dem Urlaub kann zum Blumengießen, Spülen oder Putzen verwendet werden.

Enthält Leitungswasser Mineralstoffe?
Ja, auch Leitungswasser enthält Mineralstoffe, während manche Mineralwässer nicht unbedingt besonders mineralstoffreich sind. Mineralstoffe werden dem Körper jedoch v. a. über feste Lebensmittel zugeführt.

Was ist mit Medikamenten- und Pestizidrückständen?
Sogenannte Spurenstoffe wie Medikamenten- und Pestizidrückstände sind nicht nur in einigen Trinkwässern nachweisbar, sondern auch Mineralwässer sind nicht immer frei davon. Die im Trinkwasser vorhandenen Spuren dieser Substanzen sind in der Regel jedoch erheblich geringer als in vielen anderen Lebensmitteln. Im Juni 2023 wurde außerdem die Trinkwasserverordnung novelliert – in Zukunft werden noch mehr Substanzen überwacht und einige Grenzwerte werden verschärft.

Sind Wasserfilter notwendig?
Der Einsatz von Trinkwasserfiltern zur Entfernung von Schadstoffen ist nicht notwendig, ebenso wird von speziellen Wasseraufbereitern abgeraten. Anbieter, die mit ihren Geräten bspw. versprechen, Wasser zu „energetisieren“, zu „vitalisieren“ oder in seinen „ursprünglichen Zustand“ zu versetzen, verkaufen meist teure Produkte, die keinen naturwissenschaftlich anerkannten Nutzen erbringen. Zusätzliche Filter und Aufbereiter können die Trinkwasserqualität sogar noch verschlechtern, z. B., wenn Tischwasserfilter verkeimen, weil das Wasser darin zu lange steht. Vorgeschrieben und sinnvoll sind hingegen mechanische Partikelfilter, die sich direkt hinter der Wasserzähleranlage im Haus befinden.

Wo kann man Leitungswasser analysieren lassen?
Die lokalen Wasserversorger sind verpflichtet, Informationen zum Trinkwasser zur Verfügung zu stellen. Eine Analyse des Trinkwassers ist allenfalls für Stoffe wie Blei, die eventuell über die Leitungen des Hauses ins Wasser übergehen können, notwendig. Auf einer Online-Liste des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV NRW) sind Labore aufgeführt, die seriöse Untersuchungen des Trinkwassers vornehmen, aber nicht alle bieten Analysen für Endverbraucher*innen an. Wer nicht sicher ist, ob eine Untersuchung nötig ist, kann sich auch an die Online-Schadstoffberatung der Verbraucherzentrale NRW wenden.

Quelle: Verbraucherzentrale NRW, Pressemeldung vom 14.08.2023



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 11/2023 auf den Seiten M668 bis 669.

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