Anuga 2023: Nachhaltigkeit im Eventformat

Vom 7. bis 11. Oktober öffnete die Anuga in Köln ihre Pforten. Der Weltmarktplatz für Getränke und Lebensmittel zeigte eindrucksvoll, was 7800 Aussteller aus 118 Ländern zu bieten haben. Die größte Anuga aller Zeiten war gleichzeitig die Politischste. Seit 1919 zielt Deutschlands Messeflaggschiff unter den Ausstellern vornehmlich auf Vertragsabschlüsse und Wachstumschancen ab. Zunehmend müssen aber auch Problemlagen der Branche besprochen werden. Globale Bedrohungen durch Krieg, Klimawandel, Wasser- und Energieknappheit setzen die Unternehmen unter Druck. Der neue Messeschirmherr United Nations Industrial Development Organization (UNIDO) fokussierte zudem stark auf die globale Hungerbekämpfung. Nicht eben wenige Themen für eine Fünf-Tage-Messe, deren Leitthema „Sustainable Growth“ hieß.

Im Fokus
Pflanzliche Alternativen für tierische Lebensmittel, Clean-Label-Produkte sowie Produkte mit gesundheitlichem Zusatznutzen standen diesjährig im Mittelpunkt. Auf 300 000 qm, vor allem aber auf der Themenfläche Anuga Horizon, war viel Raum für Innovationen, die die weltweite Nahrungsversorgung nachhaltiger gestalten sollen.

Glitzer und Florales
Einen Schwerpunkt der Getränkefläche bildeten Neuerungen mit beworbenem gesundheitlichen Zusatznutzen. Hier standen funktionelle Inhaltsstoffe und natürliche, pflanzliche Zutaten aus nachhaltigem Anbau im Fokus. Um auch jüngere Verbraucher*innengruppen zu erreichen, setzt die Branche auf bunte Farben, exotische Geschmacksrichtungen oder Glitzerdrinks. Sowohl bei Heiß- als auch Kaltgetränken standen florale, pflanzliche Aromen aus Zitrus, Hibiskus, Jasmin, Rose und Holunderblüte hoch im Kurs. Zusätzlich gab es neue Upcycling-Produkte, z. B. ein Tortillabier aus Resten von Tortillas gebraut.

Meat more meatless
Mit rund 600 Ausstellern war das Fleisch- und Wurstwarensegment umfassend aufgestellt. Diesjährig präsentierten sich hier auch vegane und vegetarische Fleischalternativen. Damit lässt sich auch das veränderte Lebensmittelportfolio der Flexitarier*innen bedienen.

Zukunftstrend Bio
Die Anuga-Datenbank registrierte diesjährig rund 2000 Unternehmen, die auch eine Bio-Range in ihrem Portfolio bereithalten. Mehr als 300 davon stellten eigens in der Halle der Anuga Organic etwa 1500 Produkte aus. Die Branche setzte auf Clean Eating, vegane und vegetarische Ernährung kombiniert mit der Rückkehr zur traditionellen und natürlichen Lebensmittelherstellung ohne Gentechnik.

Fazit: die seltene Zutat
Insgesamt war eine enorme Vielfalt an Geschmack, Genuss und Qualität zu bewundern. Die Tatsache, dass unter den Ausstellern der Anuga 94 % aus dem Ausland waren, hebt Deutschland als viertgrößte Volkswirtschaft der Welt und als beliebten Gastgeber hervor. Positiv und negativ spiegelt die Anuga seit jeher auch den unternehmerischen Wettbewerb und das Preisdenken auf den Tellern dieser Welt wider. Aber es gibt Themen, die sich außerhalb dieses Rahmens besser lösen ließen. „Sustainable Growth“ gehört dazu. Denn bei diesem Leitthema kommt es noch auf eine weitere innovative Zutat an: die unternehmerische Solidarität beim globalen Ein- und Verkaufen. Ohne sie kann auch die bunteste Lebensmittelinnovation nicht nachhaltig fruchten.

Karin Bergmann

Frisch vom Boulevard der Innovationen:
• Schweizer Würstli aus Käse als Fleischalternative für die Bratpfanne, den Backofen oder auch den Grill
• 100 % pflanzenbasierte Krabbenbratlinge aus den Niederlanden mit Fischgeschmack durch Nori-Algen
• weißes Weizenfilet aus Lettland: vegane Meeresfrüchtekonserve
• Alternative zu Dosen-Thunfisch aus Meeresalgen
• Joghurtalternative aus Österreich: gerettete Aprikosenkerne als Basis pflanzenbasierter Joghurts
• aus Italien: „upgecycelte“, fermentierte Kürbis- und Pekannusszutaten als Food Waste sensible Interpretation toskanischer Cantuccini sowie
• Milch-Garum: nachhaltiger, 100 % natürlicher Geschmacksverstärker
• No Soy-Sauce aus Korea: fermentierte Erbsen mit Umami-Geschmack
• Entrecôte aus Deutschland: tiefkühlbares veganes Steak mit technologisch nachempfundenen Muskelfleisch- und Marmorierungstexturen



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 11/2023 auf Seite M667.

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