© Erwin Wodicka/BilderBox.com
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Raps kann Soja als Proteinquelle ersetzen

  • 04.03.2013
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„Immer fragwürdiger erscheint die Praxis, wertvolles pflanzliches Protein an Tiere zu verfüttern“, sagt Prof. Dr. Gerhard JAHREIS von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Durch das Verfüttern an Tiere und die Umwandlung in tierisches Protein gehen etwa zwei Drittel des Proteins verloren, pflanzliches Eiweiß könne hingegen zu 100 % genutzt werden.

„Jährlich werden 80 Mio. t Rapseiweiß geerntet und ausschließlich an Tiere verfüttert. Wir sind sehr daran interessiert, diese wertvolle Eiweißquelle direkt für die menschliche Ernährung zu erschließen“, so Jahreis. Der Ernährungswissenschaftler und sein Team haben nun die Rapspflanze als Ganzes auf ihr Potenzial für die menschliche Ernährung untersucht und die weltweit erste Studie zur Verwertung von Rapseiweiß beim Menschen durchgeführt.

Zunächst wurde kaltgepresstes Rapsöl unter schonenden Bedingungen gewonnen, das als wertvolles Omega-3-Öl bereits einen festen Platz in der menschlichen Ernährung innehat. Aus den dabei entstandenen Pressrückständen wurde in Zusammenarbeit mit einer kanadischen Firma ein Protein-Isolat extrahiert. 28 Studienteilnehmer haben vergleichend das Raps- bzw. Sojaprotein verzehrt. Nach der Proteinmahlzeit wurde die Aminosäurenanflutung im Blut analysiert. Die Ergebnisse zeigen: Es macht keinen Unterschied, ob die Proteine über Soja oder Raps aufgenommen werden, die Bioverfügbarkeit zwischen den beiden Proteinträgern scheint gleich zu sein.

Damit könne das für die Herstellung von Lebensmitteln vielseitig verwendete und größtenteils in Südamerika angebaute Soja durch heimisches Rapsprotein ersetzt werden bzw. stehe zusätzlich als gleichwertige Proteinquelle zur Verfügung. Der Prozess des Extrahierens sei bei Raps zwar etwas aufwändiger als bei Soja, doch bereits jetzt stünden in Deutschland Unternehmen bereit, die in der Lage seien, Rapsprotein zu isolieren. Noch verhindert jedoch die Gesetzgebung in Europa den Einsatz von Rapsprotein in der menschlichen Ernährung. Es bedarf der Anerkennung als „neuartiges Lebensmittel“ durch die EU. Irland hat dem Einsatz bereits zugestimmt. Die jetzt vorliegenden Studienergebnisse der Universität Jena stellen einen wichtigen Schritt bei der Zulassung von Rapseiweiß für die menschliche Ernährung dar.
Literatur: Fleddermann M, Fechner A, Rößler R et al. (2013) Nutritional evaluation of rapeseed protein compared to soy protein for quality, plasma amino acids, and nitrogen balance - a randomized cross-over intervention study in humans. Clinical Nutrition [DOI: 10.1016/j.clnu.2012.11.005]. Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Pressemeldung vom 28.01.2013 (04.03.13)

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