Verbraucherzentrale Bundesverband: Mehr Klimaschutz auf Acker, Ladentheke und Küchentisch

  • 06.02.2008
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  • Redaktion

Auf der Internationalen Grünen Woche forderte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) mehr Einsatz der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft beim Klimaschutz. Zwar leistet die Landwirtschaft einen positiven Beitrag zum Klimaschutz, da sie Kohlendioxid in Biomasse bindet und so der Atmosphäre entzieht, andererseits trägt die landwirtschaftliche Produktion durch eigene Treibhausgasemissionen zum Klimawandel bei. Der Weltklimarat IPCC gibt den Anteil der Landwirtschaft an den weltweiten Treibhausgasemissionen mit 14 % an, für Deutschland liegt er bei circa 11 %.

Betrachtet man nicht nur die Landwirtschaft, sondern den gesamten Bereich Ernährung inklusive Erzeugung, Verarbeitung, Transporte, Lagerung und Zubereitung im Haushalt sowie Einkaufsfahrten, ist der Anteil der entstehenden Treibhausgasemissionen höher: Die Angaben variieren je nach Untersuchung zwischen 16 und 20 %. Damit kommt dem Bereich Ernährung eine ähnliche Bedeutung zu wie den Bereichen Verkehr oder Wohnen.

Doch während Kraftwerke und Autos Höchstwerte und Neubauten Standards einhalten müssen, bleibt der Agrarsektor bislang außen vor. Im Ende 2007 beschlossenen Integrierten Energie- und Klimaprogramm der Bundesregierung sind - abgesehen von der Förderung Erneuerbarer Energien und nachwachsender Rohstoffe – Landwirtschaft und Ernährung nicht enthalten. Aufgrund der Klimarelevanz und auch der Emissions-Einsparmöglichkeiten von Landwirtschaft und Ernährung fordert der vzbv die Bundesregierung auf, auch für diese Bereiche konkrete Reduktionsziele und Maßnahmen festzulegen.

Landwirtschaft - Stickstoffdünger reduzieren

Hauptproblem der deutschen Landwirtschaft ist nach Dr. Dietrich SCHULZ vom Umweltbundesamt der Einsatz von Stickstoffdünger. Dadurch wird Lachgas freigesetzt, was etwa 2/3 des durch die Landwirtschaft bedingten Klimawandels ausmacht. Weniger Düngemittel und ein effizienterer Einsatz könnten die Klimabelastung deutlich reduzieren. Außerdem könnte die Landwirtschaft durch Umstellung auf Minimalbodenbearbeitung oder Ökolandbau Humus im Boden anreichern und so der Atmosphäre CO2 entziehen.

Essen eine Klimasünde?

Der vzbv rief auch die Verbraucher auf, mit ihrem Ernährungsverhalten einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten: Die Grundregeln hierfür sind mäßiger Fleischkonsum, ein hoher Anteil an Obst und Gemüse, viel Kartoffeln, fettarme Milchprodukte. Die Klima-Bilanz eines Lebensmittels müsse zum zusätzlichen Entscheidungskriterium werden.

Das Potential ist beträchtlich, denn die Treibhausgas-Emissionen pro kg eines Lebensmittels variieren stark (s. Tabelle). So sind die Treibhausgasemissionen für Rindfleisch viermal so hoch wie bei Geflügel- oder Schweinefleisch, Gemüse aus der Tiefkühltruhe belastet das Klima dreimal mehr als Frischgemüse, ein höherer Fettgehalt eines Milchproduktes geht automatisch mit höheren Emissionen einher und konventionell erzeugte Produkte schneiden im Vergleich zu Bioprodukten schlechter ab.

Klimarelevant sind allerdings nicht nur die ausgewählten Lebensmittel, sondern auch die Haushaltsgeräte zum Kühlen, Kochen und Spülen. Schließlich haben auch die Einkaufswege einen Anteil an der persönlichen Klimabilanz im Bereich Ernährung.

Klima-Label für Lebensmittel

Damit die Verbraucher Lebensmittel beim Einkauf einem Klimacheck unterziehen können, sind glaubwürdige Kennzeichnungssysteme für klimafreundliche Produkte notwendig, wie z. B. der CO2-Fußabdruck, der bereits in Großbritannien auf Produkten zu finden ist. Laut vzbv sollten sich Lebensmittelwirtschaft und -handel konkrete Klimaschutzziele setzen. Emissionen in Produktion, Lagerung, Logistik und Verpackung können beispielsweise durch eine verbesserte Energieeffizienz, die Wahl klimafreundlicher Transportmittel oder die Minimierung von Verpackungsmaterial reduziert werden.

Weitere Informationen wie ein Zwölf-Punkte-Programm zu Landwirtschaft, Ernährung und Klimaschutz und ein Arbeitspapier des Öko-Instituts zu Treibhausgas-Emissionen sind auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Bundesverband www.vzbv.de zu finden.
Quelle: Verbraucherzentrale Bundesverband, Pressemeldung vom 16.01.08 (06.02.08)

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