Gefühltes oder tatsächliches Übergewicht - Worunter leiden Jugendliche mehr?

  • 06.08.2008
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Viele normalgewichtige Jugendliche halten sich selbst für zu dick. Das ist ein weiteres Ergebnis der bundesweiten Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen , welches jetzt im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurde. Im Rahmen der Studie wurde u. a. untersucht, wie Jugendliche ihr Gewicht selbst einschätzen und in welchem Ausmaß das subjektiv gefühlte oder tatsächliche Übergewicht die Lebensqualität der Jugendlichen beeinträchtigt.

Dazu beantworteten die Mädchen und Jungen Fragen zu ihrem eigenen Wohlbefinden, unter anderem in Hinblick auf ihr Selbstwertgefühl, Familie, Freunde und Schule. Es zeigte sich, dass sich Kinder mit normalem Gewicht zu einem hohen Prozentsatz für zu dick halten. Zwar kommt diese Einschätzung bei den Mädchen häufiger vor als bei den Jungen (49,4 % gegenüber 26,2 %), sie ist aber bei beiden Geschlechtern anzutreffen.

Bei den Adipösen weisen allerdings die Mädchen den größeren Realitätssinn auf, die sich in 60,6 % der Fälle als "viel zu dick" erkennen. Bei den Jungen sind es nur knapp ein Drittel. Das Gros der Adipösen hält sich für "ein bisschen zu dick". Unterschiede in der Sozialschicht gab es hierbei nicht.

Bezüglich der Lebensqualität sind Jugendliche, die sich übergewichtig fühlen, deutlich beeinträchtigt. Die subjektive Einschätzung der Jugendlichen, "viel zu dick" zu sein, vermindert die Lebensqualität mehr als eine tatsächliche festgestellte Fettleibigkeit. So weisen Adipöse, die ihr Körpergewicht als "genau richtig" einschätzen, eine höhere Lebensqualität auf als Normalgewichtige, die sich für "viel zu dick" halten.

Die Autoren werfen die Frage auf, inwieweit an einer realistischen Körpereinschätzung adipöser Kinder und Jugendlicher gearbeitet werden sollte, um die Veränderungsbereitschaft der Betroffenen zu fördern, wenn der Preis eine verminderte Lebensqualität ist. Zudem sei sehr sorgsam zu überlegen, ob die derzeitigen Kampagnen gegen das Übergewicht den Anteil der Jugendlichen erhöht, der sich ohne Grund als zu dick erachtet. Dieser Anteil scheint in den letzten Jahren weiter angestiegen zu sein, wie sich aus einem Vergleich mit einer Befragung von 1992/93 ableiten lässt.
Quelle: Kurth B-M, Ellert U (2008) Gefühltes oder tatsächliches Übergewicht: Worunter leiden Jugendliche mehr? Dtsch Ärzteblatt 105(23): 406-12 (06.08.08)

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