Übergewicht ist Hauptrisikofaktor für nichtübertragbare Krankheiten

  • 09.06.2011
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  • Redaktion

Ungesunde Ernährung, zu wenig körperliche Bewegung, Rauchen und zu viel Alkohol – so sieht der krankmachende Lebensstil aus, der die „nichtübertragbaren“ Krankheiten verursacht. Das sind vor allem die chronischen „Zivilisationskrankheiten“ Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall), Krebs, Diabetes und chronische Lungenerkrankungen.

Diese Krankheiten sind verantwortlich für 60 % der Todesfälle weltweit und stellen die Gesundheitssysteme aller Länder weltweit vor große Herausforderungen(2) – dabei wären die nichtübertragbaren Krankheiten größtenteils durch empfehlenswerte Populationsstrategien nachhaltig und kosteneffektiv vermeidbar(3).

„Rund die Hälfte der europäischen Bevölkerung ist bereits übergewichtig oder adipös (4). Unsere nationalen Daten in Deutschland zeigen, dass als Folge des ungesunden Lebensstils zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen übergewichtig sind - und eine Trendwende ist nicht in Sicht“, warnte Prof. Dr. med. Hans Hauner, Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG), anlässlich des zweiten Europäischen Adipositas-Tages(1) am 21. Mai 2011. „Dies ist ein ernstzunehmendes Alarmzeichen. Da Übergewicht ein Hauptrisikofaktor für die Entstehung nichtübertragbarer Erkrankungen ist, steht zu erwarten, dass die „Lebensstilkrankheiten“ auch in Deutschland weiter massiv zunehmen werden - das zeigen z. B. sehr eindrucksvoll auch die deutlichen Zunahmen des Diabetes Typ 2 in den letzten Jahren(5)“, so die Prognose des DAG-Präsidenten.

Da Übergewicht heute die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland betreffe, handele es sich nicht um das „Schicksal“ Einzelner, sondern Übergewicht sei auch ein gesellschaftliches Problem, das eine Lösung auf politischer Ebene verlange. „Bislang konnte die Bundesregierung keine Zahlen vorlegen, die zeigen, dass die eingeleiteten Maßnahmen (z. B. die Kampagne „In Form“) Wirkung gezeigt hätten – Ergebnisse wurden nicht veröffentlicht(6)", so Hauner.

„Wir müssen uns in Deutschland entscheiden, ob wir weiter Krankheiten finanzieren – oder endlich umdenken und strukturiert in Gesundheit investieren wollen“, so Hauner. „Prävention ist nicht zum Nulltarif zu haben - aber die nichtübertragbaren Krankheiten sind zum Großteil vermeidbar und verzögerbar. Schon vor zehn Jahren hat der damalige Sachverständigenrat für die konzertierte Aktion im Gesundheitswesen geschätzt, dass rund ein Drittel der Gesundheitsausgaben in Deutschland durch langfristige Prävention vermeidbar wäre(7) – dieser Prozentsatz durfte sich mittlerweile noch erhöht haben.“

Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft setzt sich unter anderem ein für ein Werbeverbot von an Kinder gerichtete Werbung für dickmachende Lebensmittel mit zu hohen Fett- und Zuckergehalten, ein Verbot des Verkaufs von zuckergesüßten Erfrischungsgetränken und die Förderung des Trinkwasserkonsums an Schulen, eine für den Normalbürger verständliche Nährwertkennzeichnung für verpackte Lebensmittel und eine Ausweisung der Nährwerte direkt am Verkaufspunkt in der Theke oder am Verkaufstresen für Fast Food, Snacks und Getränke in der Kettengastronomie.

Weiterführende Informationen:
(1) Europäischer Tag zur Bekämpfung der Adipositas: www.obesityday.eu/de/home-de
(2) Internationale Allianz für nichtübertragbare Erkrankungen (NCD Alliance) zur Vorbereitung auf den UN-Gipfel für nichtübertragbare Erkrankungen am 19./20. September 2011 in New York: www.ncdalliance.org
(3) Weltgesundheitsorganisation (WHO): Weltgesundheitsbericht zu nichtübertragbaren Krankheiten, veröffentlicht anlässlich der ersten Globalen Ministerkonferenz zu nichtübertragbaren Erkrankungen am 27./28. April 2011 in Moskau:
www.who.int/nmh/publications/ncd_report2010/en/ (Deutsche Übersetzung/Kurzzusammenfassung des „Summary“:
www.adipositas-gesellschaft.de/mitteilungen.php, Mitteilung vom 29.04.11
(4) Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD): Health at a Glance: Europe 2010 www.oecd.org/document/11/0,3746,de_34968570_34968855_46607755_1_1_1_1,00.html
(5) Gesundheitsberichterstattung des Bundes – GBE kompakt 3/2011: „Diabetes mellitus in Deutschland“
(6) Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V.:
Kleine Anfrage Bündnis 90/ Die Grünen: „Was unternimmt die Bundesregierung gegen Übergewicht und Fehlernährung?“ und Antwort der Bundesregierung, 15.12. 2010:
www.bvpraevention.de/cms/index.asp
(7) Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen (2000) Bedarfsgerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit, Band I Zielbildung, Prävention, Nutzerorientierung und Partizipation, Band II Qualitätsentwicklung in Medizin und Pflege. Gutachten 2000/2001 Kurzfassung
Quelle: Pressemitteilung der DAG vom 21.05.11 (09.06.11)



 

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