Bild: © Sebastian Kaulitzki/Fotolia
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Fötale Programmierung: Fischöl in der Schwangerschaft schützt nicht vor Übergewicht

  • 13.01.2012
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Bisher ging man davon aus, dass die Aufnahme von Omega-6-Fettsäuren, die in Fleisch und Wurstwaren vorkommen, in der Schwangerschaft die Bildung kindlicher Fettzellen erhöht, dass Omega-3-Fettsäuren hingegen, die besonders in fetten Meeresfischen enthalten sind, vor Übergewicht schützen. Eine Interventionsstudie an der Technischen Universität (TU) München konnte eine solche fötale Programmierung aber nicht bestätigen.

In der INFAT-Studie (The Impact of Nutritional Fatty Acids during Pregnancy and Lactation on Early Human Adipose Tissue Development) untersuchen Prof. HAUNER, Leiter des Else-Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin der TU München, und seine Kollegen im Rahmen des Kompetenznetzes Adipositas, wie sich die Zusammensetzung der Fettsäuren in der Ernährung von Schwangeren und Stillenden auf den Nachwuchs auswirkt. Die Ergebnisse stellen die Wirksamkeit einer fötalen Programmierung auf „schlank“ unter Einfluss von Omega-6- bzw. -3-Fettsäuren nun in Frage.

208 werdende Mütter werden seit Beginn der Schwangerschaft kontinuierlich begleitet und untersucht. Eine Gruppe der Frauen nahm in der Schwangerschaft und Stillzeit durch die Einnahme von Fischölkapseln und den Verzehr von mehr Fisch- und weniger Fleischmahlzeiten gezielt mehr Omega-3-Fettsäuren zu sich. Die Kontrollgruppe hingegen behielt ihre üblichen Ernährungsgewohnheiten bei und verzichtete auf die Fischölkapseln. In jeder Gruppe wurde das Fettgewebe der Kleinkinder durch die regelmäßige Messung von Hautfalten bis zum 12. Lebensmonat erfasst. Auch per Ultraschall wurde die Dicke der Fettschicht am oberen Bauch der Kleinkinder bestimmt.

Das Ergebnis: Zwischen beiden Gruppen ließ sich kein Unterschied in der Fettgewebsentwicklung feststellen. Eine Prävention von kindlichem Übergewicht durch die Einnahme von Fischöl-Präparaten in der Schwangerschaft konnte somit in der INFAT-Studie nicht nachgewiesen werden.

Die Kinder werden im Rahmen der INFAT-Studie bis zu ihrem 5. Lebensjahr in regelmäßigen Abständen weiter untersucht. Auch weitere Annahmen über die Wirkung von Omega-3-Fettsäuren sollen noch geprüft werden, bspw. der mögliche Schutz vor Asthma oder Neurodermitis. Mit der INFAT-Studie stehen dafür zum ersten Mal umfangreiche Daten aus einer prospektiven Interventionsstudie zur Verfügung.

Literatur:
Hauner H, Much D, Vollhardt C et al. (2011) Effect of reducing the n-6/n-3 long-chain polyunsaturated fatty acid (LCPUFA) ratio during pregnancy and lactation on infant adipose tissue growth within the first year of life (INFAT-study): an open-label, randomized, controlled trial. The American Journal of Clinical Nutrition, DOI: 10.3945/ajcn.111.022590, online publiziert am 28.12.2011
Hauner H, Vollhardt C, Schneider KTM et al.(2009) The impact of nutritional fatty acids during pregnancy and lactation on early human adipose tissue development. Rationale and design of the INFAT study. Annals of Nutrition and Metabolism 54(2): 97–103, DOI: 10.1159/000209267 Quelle: Technische Universität München, Pressemeldung vom 04.01.2012 (13.01.12)

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