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Armutsgefährdete Kinder sind mehr als doppelt so häufig von Defiziten in der Entwicklung betroffen. © Volodina/iStock/Thinkstock

Armutsgefährdete Kinder häufiger übergewichtig

  • 13.03.2015
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  • Redaktion

Ein Aufwachsen in Armut beeinträchtigt die Entwicklung von Kindern – sie sind häufiger übergewichtig und verfügen über geringere Koordinationsfähigkeiten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von Schuleingangsuntersuchungen der Bertelsmann Stiftung. Demnach sind Kinder, deren Familien von staatlicher Grundsicherung leben, mehr als doppelt so häufig von Defiziten in der Entwicklung betroffen, als Kinder, die in gesicherten Einkommensverhältnissen aufwachsen.

In Deutschland wachsen mehr als 17 Prozent der unter Dreijährigen in Familien auf, die von staatlicher Grundsicherung leben. Die Analyse von Schuleingangsuntersuchungen im Ruhrgebiet zeigt: Armutsgefährdete Kinder sind schon bei Schuleintritt benachteiligt. Die Fünf- und Sechsjährigen aus SGB-II-Familien (Arbeitslosengeld II) sind nicht nur häufiger übergewichtig, sie sprechen auch schlechter Deutsch, können schlechter zählen und leiden öfter unter Konzentrationsmängeln.

Das Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR) an der Universität Bochum und die Stadt Mülheim an der Ruhr haben im Auftrag der Bertelsmann Stiftung die Daten von knapp 5.000 Schuleingangsuntersuchungen aus den Jahren 2010 bis 2013 ausgewertet. Knapp neun Prozent der Kinder, die von staatlicher Grundsicherung leben, sind adipös. Probleme in der Körperkoordination haben 24,5 Prozent der Kinder aus SGB-II-Familien (Übrige: 14,6). Ähnliches gilt für die Visuomotorik, der Koordination von Auge und Hand (25 zu 11 Prozent).

Zu wenig Sport
Diese Auffälligkeiten gehen einher mit einer geringeren Teilhabe der armutsgefährdeten Kinder an sozialen und kulturellen Angeboten. So sind nur 46 Prozent der armutsgefährdeten Kinder vor Schuleintritt in einem Sportverein (Übrige: 77). Gerade die Mitgliedschaft in einem Sportverein wirke sich aber nicht nur auf die Entwicklung der Körperkoordination positiv aus, sondern auf alle Entwicklungsmerkmale, so die Studie. Regelmäßige Bewegung beugt darüber hinaus Übergewicht vor.

Auch ein früher Kita-Besuch kann negative Folgen von Kinderarmut verringern, allerdings sei das kein Automatismus. Positive Effekte für die Entwicklung der Kinder würden laut Studie nur dann eintreten, wenn die Kita-Gruppen sozial gemischt sind.

Kommunen sollten aktiv werden
Die Bertelsmann Stiftung hat deshalb gemeinsam mit der Landesregierung Nordrhein-Westfalen in 18 Städten und Kreisen das Pilotprojekt "Kein Kind zurücklassen" gestartet. Gemeinsam mit Kommunalpolitik und Verwaltung sollen Präventionsketten entwickelt werden, um die Entwicklung armutsgefährdeter Kinder frühzeitig zu fördern.

Dazu gehört, SGB-II-Familien gezielt anzusprechen und zu motivieren, ihrem Kind einen Kita-Besuch zu ermöglichen. Außerdem sollen etwa Brennpunkt-Kitas stärker mit sozialen Diensten sowie Sport- und Kulturvereinen im jeweiligen Stadtteil zusammenarbeiten. Ein wichtiges Ziel ist, kommunale Gelder neu zu verteilen und sich dabei stärker an den Bedarfen der Kitas und Stadtviertel zu orientieren.

Weitere Informationen: www.bertelsmann-stiftung.de und www.kein-kind-zuruecklassen.de

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